Das neue Design von OS X Yosemite kann überzeugen.

Foto: Screenshot/derStandard.at

In der aktuellen Betaversion wurde auch das Design von iTunes an OS X Yosemite angepasst.

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Der neue "Dark Mode" in OS X Yosemite sieht ebenfalls sehr nett aus, ...

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... solange man keine Apps öffnet.

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Das Dashboard ist vorerst weiterhin Teil von OS X –
ist in der Standardeinstellung aber deaktiviert.

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Die Benachrichtigungszentrale beherbergt nun verschiedene Widgets, weitere wird es im Mac App Store geben.

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Die Transparenzen sorgen für eine gewisse Tiefe im User-Interface. So schimmern die Farben der Website beim Scrollen durch die Menüleiste von Safari durch.

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Die Seitenleisten verschiedener Apps (darunter Vorschau, Finder und Kontakte) sind ebenfalls transparent.

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Seit Donnerstag können auch normale Nutzer einen Blick auf das neue OS X Yosemite werfen. An diesem Tag hat Apple an alle Nutzer, die sich beim OS-X-Beta-Programm angemeldet haben, E-Mail-Einladungen zum Download der neuen Version verschickt. Bis zu eine Million Nutzer können teilnehmen, derzeit werden offenbar noch Anmeldungen angenommen. Zeit, um einen Ausflug in das neue Betriebssystem von Apple zu wagen und die neue Funktionen zu begutachten.

Public Betas eher untypisch für Apple

Ganz so selbstverständlich ist eine öffentliche Betaversion von OS X nicht. Erst seit ein paar Monaten werden ausgewählte Vorabversionen von OS X auch an normale Nutzer verteilt. Zuvor kam man als Normalsterblicher nur über das kostenpflichtige Entwicklerprogramm von Apple in den Genuss der aktuellsten Versionen mit den neuesten Funktionen. Eine öffentliche Betaversion eines komplett neuen Betriebssystems gab es in der Geschichte von OS X überhaupt erst einmal – die Public Beta der ersten Version von Mac OS X vor fast 14 Jahren.

Damals musste man für das Privileg, eine noch nicht fertige und recht fehlerhafte Version von Mac OS X testen zu können, rund 30 Dollar zahlen. Die Zeiten ändern sich jedoch und heute wird nicht nur die Beta, sondern auch die Vollversion von OS X Yosemite kostenlos angeboten.

Größte Designänderung seit dem Start von Mac OS X

Nachdem mit den letzten OS X-Versionen vor allem verschiedene neue Funktionen und Verbesserungen unter der Haube eingeführt wurden, springt die größte Änderung von OS X Yosemite den Nutzern förmlich ins Auge. Apple hat das Design seines Betriebssystems umfassend umgekrempelt und präsentiert wohl die größten kosmetischen Änderungen seit dem Start des ersten OS X. Zwar entwickelte sich das Betriebssystem in den vergangenen Jahren von Version zu Version auch äußerlich kontinuierlich weiter, einen so starken Umbruch wie von OS X Mavericks zu Yosemite gab es bisher aber nicht.

Fühlt sich immer noch wie OS X an

Trotz aller Änderungen fühlt sich Yosemite aber immer noch wie ein typisches OS X an. Die Handschrift von Chefdesigner Jony Ive, der im letzten Jahr auch dem mobilen Betriebssystem iOS 7 eine Frischzellenkur verpasste, ist im neuen System aber klar erkennbar. Das User-Interface wird von vielen transparenten Flächen dominiert – Menüleiste, Dock, Statusleisten in Programmen. Gemeinsam mit den noch immer vorhandenen Schatteneffekten von geöffneten Fenstern geben diese dem Design die nötige Tiefe – von einem komplett flachen Design keine Spur.

Die Icons wurden ebenfalls alle neu gestaltet, wirken insgesamt aber etwas weniger befremdlich als die von iOS 7. Icons von Drittanbieter-Apps fügen sich im Allgemeinen dadurch besser ein. Aufgrund seiner feinen Linien soll das neue Design vor allem auf Retina-Displays voll zur Geltung kommen. Wie die aktuelle Version zeigt, ist die Darstellung jedoch auch auf Bildschirmen mit normalen Auflösungen sehr schön und auf keinem Fall eine Verschlechterung im Vergleich zu OS X Mavericks.

"Dark Mode" noch mit Verbesserungsbedarf

Apple bietet in OS X außerdem einen "Dark Mode" an, mit dem gewisse Elemente des User-Interfaces statt in hellem grau oder weiß in dunkleren Grautönen erstrahlen. Ein wirklich konsistentes und einheitliches Bild zeichnet die neue Funktion zumindest in ihrem derzeitigen Stadium jedoch nicht aus. Elemente wie Statusleisten von Programmen oder das Rechtsklick-Menü ändern ihre Farbe im "Dark Mode" nicht, wodurch das Design etwas wild zusammengewürfelt wirkt. Es ist jedoch durchaus möglich, dass Apple bis zur Veröffentlichung noch nachbessert. Der "Dark Mode" unterlag bereits seit der ersten Developer Preview – mittlerweile sind wir bei der vierten Beta – mehreren Überarbeitungen.

Widgets in der Benachrichtigungszentrale

Mit OS X Yosemite überarbeitet Apple außerdem die Benachrichtigungszentrale, die mit OS X Mountain Lion eingeführt wurde. Ähnlich wie in iOS 8 ist sie auch am Mac in die Ansichten "Heute" und "Benachrichtigungen" unterteilt. Die "Heute"-Ansicht bietet dabei neben Informationen über anstehende Termine auch den neuen Widgets ein zu Hause. Apple bietet dazu eine Handvoll zum Ausprobieren an – unter anderem Taschenrechner, Wetter oder Weltuhr. Weitere sollen nach dem Start des Betriebssystems über den Mac App Store heruntergeladen werden können, derzeit führt der Link dafür noch ins Leere.

Dashboard verabschiedet sich langsam

Über kurz oder lang wird die Benachrichtigungszentrale damit wohl die Widgets im Dashboard, das bereits seit mehreren OS X-Versionen von Apple sehr stiefmütterlich behandelt wird, ersetzen. In der aktuellen Betaversion von OS X Yosemite ist das Dashboard zwar noch vorhanden, standardmäßig aber deaktiviert.

iCloud wird zu einem "echten" Cloudspeicher

Apple bohrt mit iCloud Drive außerdem seine Cloud-Lösung gehörig auf und ermöglicht nun auch wieder den direkten Zugriff auf darin gespeicherte Dateien. Wieder deshalb, weil es mit iDisk bis vor wenigen Jahren eine solche Funktion in MobileMe bereits gab. Den Wechsel zu iCloud überlebte das Angebot aber nicht. Bisher konnten Apps mit iCloud nur jeweils auf ihre eigenen in der Wolke gespeicherten Daten zugreifen, in Zukunft wird sich das ändern. Apple holt damit – spät aber doch – zu den Konkurrenzangeboten von Microsoft, Google oder Dropbox auf.

iOS und OS X werden zu wahren Teamplayern

Eine der größten neuen Funktionen in OS X Yosemite konnte derzeit jedoch noch nicht getestet werden – Continuity. Mit Continuity bezeichnet Apple verschiedene Funktionen, die das Zusammenspiel von iOS- und OS X-Systemen stark verbessern sollen. In Zukunft können etwa direkt über den Mac Telefonate geführt und SMS-Nachrichten verschickt werden – ein iPhone mit iOS 8 muss sich lediglich im selben WiFi-Netzwerk befinden. Mit Handoff wird es außerdem möglich sein, Arbeiten wie das Verfassen von E-Mails oder das Bearbeiten von Pages-Dokumenten auf einem Gerät zu beginnen, und anschließend auf einem anderen Gerät nahtlos fortzuführen.

Der Tethering-Modus, um die mobile Internetverbindung des iPhones auf dem Mac verwenden zu können, kann in Zukunft direkt über OS X Yosemite gestartet werden und AirDrop erlaubt in Zukunft auch den kabellosen Datenaustausch zwischen iOS und OS X und umgekehrt. Zuvor konnte der Dienst nicht plattformübergreifend verwendet werden.

Bluetooth 4.0/LE teilweise vorausgesetzt

Über die genauen Systemvoraussetzungen der Continuity-Funktionen herrschte lange Zeit Ungewissheit. ArsTechnica sorgt in einem neuen Artikel nun jedoch für Klarheit. Während die Telefon- und SMS-Funktionen offenbar lediglich erfordern, dass sich die Geräte im selben Netzwerk befinden, ist für die übrigen Continuity-Funktionen eine Unterstützung von Bluetooth 4.0/LE erforderlich. Ältere Macs, vor allem Geräte aus den Jahren 2012 oder 2011 und älter, werden diese Funktionen nach derzeitigem Stand damit nicht verwenden können. Ob es womöglich einen Support über externe Bluetooth-Geräte geben wird, ist nicht bekannt.

Fazit: Schickes Design-Update mit toller iOS-Integration

Die Eindrücke nach den ersten Streifzügen durch OS X Yosemite sind etwas zwiegespalten. Das neue Design macht, auch wenn an dem ein oder anderen Detail noch gearbeitet werden muss, insgesamt einen sehr guten Eindruck. Die kosmetischen Änderungen sorgen gleichzeitig für ein frisches Auftreten von OS X Yosemite, ohne dass sich das neue System fremd oder grundlegend anders anfühlt. Ansonsten fallen die neuen Funktionen jedoch etwas mau aus. Mit Ausnahme der Continuity-Funktionen halten sich die Neuerungen in OS X Yosemite eher in kleinerem Rahmen. OS X Yosemite dürfte damit vor allem im Zusammenspiel mit aktuellen iOS-Geräten seine Stärken ausspielen. Das neue Design und das Preisschild von null Euro dürften jedoch auch so viele Nutzer zum Update bewegen.

Öffentliche Beta startet heute

Wer es bis Ende Oktober – derzeit der am heißesten gehandelte Termin für eine Veröffentlichung von OS X Yosemite – nicht mehr aushält, kann sich auf der Website von Apple noch für das OS-X-Beta-Programm anmelden. Apple nimmt nach dem "First come, first serve"-Prinzip eine Million Anmeldungen an, E-Mails mit den Download-Codes sollten noch im Laufe des Tages verschickt werden.

Tester müssen sich jedoch bewusst sein, dass es sich noch immer um eine unfertige Version von OS X Yosemite handelt. Auch wenn die gröbsten Fehler mittlerweile ausgebessert sein sollten, kann es gerade im Zusammenspiel mit Programmen von Drittanbietern noch zu Problemen kommen. Ein Backup, etwa über die in OS X integrierte Funktion "Time Machine", sollte also unbedingt vor der Installation angelegt werden. Außerdem wäre es ratsam, die Beta parallel zur bestehenden OS X-Installation auf einer zweiten Partition zu installieren. So kann man das neue System ausprobieren, ohne auf die Zuverlässigkeit des gewohnten OS X verzichten zu müssen. (Martin Wendel, derStandard.at, 24.7.2014)