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Begräbniskonvoi in Hilversum.

Foto: APA/EPA/Van de Wouw

Den Haag/Kiew - Am Donnerstag sollen weitere Opfer des des verheerenden Flugzeugabsturzes in der Ostukraine in die Niederlande übergeführt werden. Transportflugzeuge sollen die Särge in Charkiw abholen und gegen 16.00 Uhr in Eindhoven landen. Auch die Untersuchung der Flugschreiber in Großbritannien geht weiter.

Am 23. Juli wurden erste Opfer in die Niederlande transportiert
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Malaysia und Neuseeland unterstützen die Niederlande bei der Identifizierung der Opfer und entsenden gerichtsmedizinische Experten. Am Donnerstag würden sich zwei Gerichtsmediziner mit DNA-Proben von Familien der Opfer auf den Weg in die Niederlande machen, hieß es aus dem malaysischen Gesundheitsministerium. Zudem wollen sich die Niederlande für eine internationale Polizeitruppe an der Absturzstelle einsetzen, um die internationalen Ermittler zu schützen.

Tausende versammelten sich auf den Straßen.
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Bei dem Absturz der Boeing 777-200 der Malaysia Airlines waren vor einer Woche 298 Menschen aus zehn Ländern ums Leben gekommen, darunter 193 Niederländer. Die ersten Todesopfer waren am Mittwoch in die Niederlande gebracht worden. Die Bevölkerung empfing die Toten in tiefer Trauer. Flaggen wehten auf halbmast. Die Regierung hatte erstmals in 50 Jahren einen nationalen Trauertag ausgerufen. Bis Freitag sollen die übrigen bisher geborgenen Leichen folgen.

Schweigeminute bei Commonwealth-Spielen

Bei der Eröffnung der Commonwealth-Spielen im schottischen Glasgow durch die britische Königin Elizabeth II. ist mit einer Schweigeminute der Opfer des Flugzeugabsturzes im Osten der Ukraine gedacht worden. Die Queen rief die Sportler und die zehntausenden Zuschauer im Celtic-Park-Stadion am Mittwochabend auf, in dieser schweren Zeit zusammenzustehen.

Von den 298 Insassen der Passagiermaschine der Malaysia Airlines, die vor einer Woche mutmaßlich von prorussischen Separatisten abgeschossen wurde, stammten 82 aus Commonwealth-Staaten. Das malaysische Sportler-Team marschierte ins Stadion mit gesenkter Flagge und schwarzen Bändern ein.

Offener Brief: "Schlimmer als die Hölle"

Die Eltern von drei Kindern, die beim Absturz von MH17 ums Leben gekommen sind, haben die Tage seit der Tragödie als "schlimmer als die Hölle" bezeichnet. Anthony Maslin und Marite Norris verloren ihre Kinder Mo (12), Evie (10) und Otis (8), die nach einem Urlaub in Europa mit ihrem Großvater Nick Norris rechtzeitig zum Schulanfang zurück nach Australien fliegen wollten.

"Unsere Kleinen sind nicht mehr bei uns - mit diesem Horror werden wir jeden Tag und jeden Moment für den Rest unseres Lebens leben müssen", hieß es darin. "Niemand verdient, so etwas durchzumachen wie wir, nicht mal die Leute, die unsere Familie abgeschossen haben [...] Kein Hass der Welt ist so stark wie die Liebe, die wir für unsere Kinder Mo, Evie und Otis empfinden, kein Hass der Welt ist so stark wie die Liebe, die wir für Opa Nick empfinden. Kein Hass der Welt ist so stark wie die Liebe, die wir füreinander empfinden. Diese Erkenntnis ist eine Quelle des Trostes."

Unklarheit über Zahl der Leichen

Unklarheit herrscht jedoch noch immer darüber, wie viele Opfer aus dem Trümmerfeld geholt wurden. Die bisher geborgenen Absturzopfer waren in einem Sonderzug aus dem Rebellengebiet nach Charkiw gebracht worden, das von der Kiewer Regierung kontrolliert wird. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, sagte am Mittwoch, es fehlten noch die Leichen von rund 100 Insassen.

Ermittlungsergebnisse in einigen Wochen erwartet

Die Ermittlungen nach dieser Katastrophe, die offiziell vom nationalen Sicherheitsrat der Niederlande geleitet werden, gingen an mehreren Orten weiter. Die Flugschreiber der Boeing wurden nach Farnborough in Südengland gebracht. Erste Ergebnisse erwartet der niederländische Rat in einigen Wochen. An der Auswertung sind nach Angaben aus Moskau auch russische Spezialisten beteiligt. In der Ukraine überprüfte der Geheimdienst SBU den Funkverkehr zwischen Fluglotsen am Boden und den MH17-Piloten. Moskau warnte vor einer möglichen Verfälschung des Materials.

Der niederländische Sicherheitsrat forderte dringend sicheren Zugang für Spezialisten zu der Absturzstelle bei dem Ort Grabowo, der von Aufständischen kontrolliert wird. "Zur Zeit gibt es keine Garantie für die Sicherheit der Experten", hieß es. Vertreter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und malaysische Experten untersuchten indes am Mittwoch die Unglücksstelle. Moskau kritisierte, dass die ukrainische Luftwaffe Angriffe in der Nähe fliege. Eigentlich wollten Kiew wie die Separatisten im Umkreis die Waffen schweigen lassen. (APA, 24.7.2014)