Anke Hildebrandt (links) und Christine Fischer von der Uni Jena verweisen auf die Rolle von Fauna und Flora beim Hochwasserschutz.

Foto: Anne Günther/FSU

Jena - Der Begriff "Jahrhunderthochwasser" hat sich mittlerweile selbst ad absurdum geführt, da derartige Ereignisse inzwischen auch in Mitteleuropa deutlich häufiger auftreten. Besonders gravierend waren etwa die Hochwasserereignisse von 2013 und 2002.

Testgelände

Welchen Einfluss die Beschaffenheit des Bodens auf Überschwemmungen ausübt, wird an der Universität Jena untersucht. Dort steht im Rahmen des "Jena-Experiments“ ein etwa zehn Hektar großes Gelände zur Verfügung, auf dem in mehreren Hundert Versuchsparzellen künstlich zusammengestellte Graslandschaften angelegt wurden: von der Monokultur mit nur jeweils einer Pflanzenart bis zur Wiese aus 60 verschiedenen Pflanzenarten.

Ein Forscherteam um die Hydrologin Anke Hildebrandt konstatierte bei der Untersuchung klare Unterschiede darin, wie sehr der Boden seiner Funktion als Auffangbecken für Niederschläge nachgehen kann. Diese sogenannte "natürliche Infiltration" wird vom Pflanzenbewuchs beeinflusst, aber auch von einem Tier: dem Regenwurm. Beides wirkt sich nämlich auf die Porenbildung im Boden aus.

Wichtige Faktoren

"Vor allem Poren mit einem Durchmesser größer als etwa ein Zehntel Millimeter, auch als Makroporen bezeichnet, sind für den Abfluss des Niederschlagswassers wichtig“, sagt Hildebrandt. Es zeigte sich, dass sich das Vorkommen von Gräsern negativ auf die Entstehung großer Poren auswirkt, während das Vorhandensein von Leguminosen (Hülsenfrüchtlern) wie Klee oder Lupinen deren Entstehung begünstigt.

"Für diesen Effekt sind zum einen direkt die Pflanzenwurzeln verantwortlich“, erläutert Hildebrandts Kollegin Christine Fischer. So bilden Leguminosen in der Regel dicke Pfahlwurzeln aus, die zur Bildung von Makroporen beitragen können. "Gräser haben dagegen sehr feine, verzweigte Wurzeln, die vorhandene Poren eher verschließen und so das Eindringen von Niederschlagswasser verhindern.“

Vor allem spielen die Pflanzenarten aber im Zusammenhang mit Regenwürmern eine große Rolle: Diese begünstigen durch ihre Aktivitäten im Boden ebenfalls die Porenbildung. Beide Effekte verstärken einander zudem, da sich Regenwürmer bevorzugt in der Nähe von Leguminosen aufhalten. (red, derStandard.at, 23. 7. 2014)