Carla Amina Baghajati ortet "wunde Stellen" in der Gesellschaft.

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Im Zusammenhang mit den kriegerischen Ereignissen im Gaza-Konflikt richten sich die Proteste oft gegen Israel und arten mitunter in Antisemitismus aus. Doch Carla Amina Baghajati von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich berichtet im Gespräch mit dem Standard auch von einer "eklatanten Häufung von E-Mails an die Adresse unserer Organisation, die deutlich islamfeindliche Züge tragen".

Es sei auffällig, so Baghajati weiter, dass das "Thema einerseits eine Art Katalysator ist, aber auch als Projektionsfläche für sehr viele andere Themen wirkt. Die Emotionalität erreicht da einen sehr, sehr hohen Level. Schon alleine die Häufung dieser Art von Äußerungen zeigt auf, wie wichtig es wäre, sachlich, rational und fair diskutieren zu können."

Vorsichtig bleibt Baghajati in Bezug auf eine von Justizminister Wolfgang Brandstetter ventilierte Möglichkeit, Hasspostings im Internet strenger zu ahnden, wenn es sich um Verhetzung handelt: "Ich schätze den bewusstseinsbildenden Gedanken, bleibe aber skeptisch, denn jede Art von Einschränkung der Meinungsäußerung muss gut bedacht werden."

Die hasserfüllten Äußerungen im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt auf beiden Seiten sind für Baghajati ein Indikator für "wunde Stellen" in der Gesellschaft. Das sei auch ein Auftrag, einen sachlichen Diskurs zu führen. "Was wir brauchen, ist die Entwicklung einer Kultur des Dialogs - vor allem in den neuen Medien." (Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 24.7.2014)