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Lobbyist Walter Meischberger (links) und seinen einstigen Geschäftsfreund, Makler Ernst Karl Plech, verbindet die Frage "Wo war mei Leistung?" - und die Antworten darauf. Und ein gemeinsames Boot.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Der Vorhabensbericht zur Causa Buwog wird derzeit noch von der Oberstaatsanwaltschaft Wien geprüft. Angeklagt werden sollen etwa Exfinanzminister Karl-Heinz Grasser, die Lobbyisten Walter Meischberger und Peter Hochegger, Makler Ernst Karl Plech; es geht unter anderem um die Provisionen (9,6 Millionen Euro) bei der Privatisierung der Wohnbaugenossenschaft. Gekauft wurde sie um 961 Millionen Euro von einem Konsortium von Immofinanz und RLB Oberösterreich. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Akten und Einvernahmen geben einen Blick in die Welt der damaligen Freunde und Geschäftspartner frei. Dass viele ihrer delikaten Vereinbarungen schriftlich vorliegen, ist anscheinend der Vorsicht des Lobbyisten und Grasser-Trauzeugen Meischberger zu verdanken. Er hat bei der Vermittlung des Justiztowers in Wien-Landstraße durch Plech mitverdient. "Ich habe mit ihm 38 bis 40 Prozent Provision vereinbart", so Plech bei einer Einvernahme.

Schriftliche Grundlage

Diese Abmachung gebe es auch schriftlich. "Meischberger hatte immer Angst, dass, wenn mit ihm oder mir etwas passiert, eine gewisse schriftliche Grundlage da ist." An die Höhe der Provision konnte sich Plech nicht erinnern.

Mit der Merkfähigkeit hatten die Beteiligten aber überhaupt so ihre Probleme, das ist spätestens seit Meischbergers Frage "Wo war mei Leistung?" in einem abgehörten Telefonat mit Plech bekannt. Die Ermittler hinterfragten das bei Plech, etwa die beim Immobiliendeal in der Wiener Nordbergstraße (die Telekom verkaufte an eine Porr-Tochter, die WU zog ein). Plech hatte Meischberger in dem Telefonat informiert, wo die Nordbergstraße liegt. "Wie erklären Sie, dass jemand, der für ein Projekt ein Honorar von 700.000 Euro abrechnet, nicht einmal weiß, wo sich dieses befindet?" Plech: "Das begründe ich mit seiner Vergesslichkeit, weil die Nordbergstraße kennt eigentlich jeder."

Abgetaucht

Seinen eigenen Satz im Telefonat "I hob mitkassiert, ober do tauch ich net auf" erklärte Plech "nach eindringlicher weiterer Ermahnung" durch den Staatsanwalt mit "Beratungstätigkeiten". An die Höhe seines Honorars konnte sich Plech nicht erinnern.

Wie es überhaupt zur Frage "Wo war mei Leistung?" kommen konnte? Auch das erklärte der Immobilienexperte mit Meischbergers Gedächtnislücken. "Er hat offensichtlich vergessen, dass seine Leistung der Kontakt zur Telekom war." Meischberger habe "von Rudolf Fischer (Ex-Telekom-Festnetzchef, Anm.) die Information bekommen, dass die (die Immobilie, Anm.) verkaufen wollen".

Dass ihm Konto "Karin" in Liechtenstein zuzurechnen ist, wo ein Drittel der Buwog-Provision gelandet sein soll, bestreitet Plech. Zeichnungsberechtigt sind er, seine Frau und sein Sohn. Der Staatsanwalt glaubt unter anderem beim Kauf eines Boots um rund 300.000 Euro im Jahr 2006 eine Spur gefunden zu haben. Bezahlt wurde die Pershing 37 je zur Hälfte vom Liechtenstein-Konto "Natalie" (wird Meischberger zugerechnet) und von "Karin". 2010 meinte Plech zu Meischberger, er müsse sich eine "Argumentation" für dieses Vorgehen überlegen.

Schwimmende Gutmachung

In seiner Einvernahme im September 2010 hatte er die parat. Er habe "die eine Hälfte vom Boot" von Meischberger geschenkt bekommen. Als "Wiedergutmachung" für die zwei Mio. Schilling, die er als atypisch stiller Gesellschafter der Seitenblicke GmbH Meischbergers verloren habe. Außerdem, so Plech, "ist er 15 Jahre mit meinem ersten Boot gefahren". Meischberger habe "somit das ganze Boot gezahlt". Warum es auf Plech und in Österreich angemeldet wurde? "Weil Meischberger nicht wollte, dass dies publik wird." (Renate Graber, DER STANDARD, 23.7.2014)