Glück und Schmerz liegen im Innenraum eines Flugzeugs nahe beieinander.

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Pro
Von Michael Simoner

Die Abbildung daneben führt natürlich auf die falsche Fährte. Denn wer in solchen Fauteuils fliegen darf, braucht sich keine Sorgen um Rücken- und Beinfreiheit machen. Doch auch in der Flugzeugholzklasse lässt sich ein Mindestmaß an Erträglichkeit an Bord erzielen. Und dazu gehört eben das Zurückkippen der Rückenlehne.

Natürlich gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Flugdauer und Kippwinkel. Durchgehend aufrecht sitzen von Wien nach London etwa ist kein Problem. Aber ein Transatlantikflug ohne die Möglichkeit, sich für ein Nickerchen zurückzulehnen, ist Folter. Vorsicht: In vielen Maschinen lassen sich die Sitze in der allerletzten Reihe überhaupt nicht verstellen. Wo Menschen auf engstem Raum essen, schnarchen und aufs Klo gehen, herrscht generell ein höheres Aggressionspotenzial. Deshalb zeugt es von Intelligenz, vor dem Zurücklehnen die Hinterleute auf das, was auf sie zukommt, vorzubereiten. Wenn einer anfängt, machen ohnehin alle mit.

Kontra
Von Doris Priesching

Nirgendwo liegen Glück und Schmerz so nahe beieinander wie im Innenraum eines Flugzeugs. Glück ist, wenn der 250-Kilo-Koloss, der eben noch Kebab und Red Bull einnahm, nicht neben mir sitzt. Großes Glück ist, wenn das Kleinkind brüllt und nicht hinter mir sitzt. Tun sie es doch und wechseln aufgrund besseren Platzangebots die Sitzreihen, ist das völlig unfassbares Glück.

Viel öfter regiert der Schmerz: Kebab und Neugeborenes bleiben nah, womöglich hustet und schnäuzt es noch in meine Richtung. Und bestimmt gibt es den Rückenklapper, der unangekündigt und ungefragt nach hinten ausfährt. Freilich könnte sich ein Dominoeffekt einstellen, und gewiss würde er das auch tun. Nur fragen könnte man schon, wenn man anderen Raum stiehlt, der ohnedies nicht vorhanden ist. In Erinnerung ist mir übrigens eine Handgreiflichkeit bei einer unerlaubten Rückklapp-Aktion. Der Zugeklappte drückt mit ganzer Kraft gegen den Sitz, der Vordermann stemmte sein Gewicht dagegen. Unwürdiger geht's nicht. (Rondo, DER STANDARD, 25.7.2014)