Autonome Kampfroboter sollen laut UNO mit einem Bann belegt werden

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Samsung stellt für Südkorea autonome Grenzwachen her

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Wer vor einigen Jahren davor warnte, dass in nicht allzu ferner Zukunft autonome Maschinen gegen ihre Erschaffer rebellieren, wurde schnell als Fantast oder Spinner bezeichnet. Selbstständig "denkende" Kampfroboter seien Stoff für Unterhaltungsprodukte, etwa die "Terminator“-Reihe oder Battlestar Galactica – und ihre Umsetzung liege, wenn sie überhaupt je geschehe, in ferner Zukunft.

Drohnen-Kriege

Mittlerweile gestaltet sich die Stimmungslage etwas anders: Drohnen fliegen, nur per Joystick gesteuert, tausende Kilometer von der Kommandozentrale entfernt täglich tödliche Angriffe; große Rüstungsfirmen experimentieren mit Kampfrobotern, die teilweise schon bei der Grenzbewachung eingesetzt werden.

UNO will Kampfroboter verbannen

Wer heutzutage vor selbstständigen Kampfmaschinen warnt, befindet sich in ausgezeichneter Gesellschaft: Erst vor einigen Wochen haben die Vereinten Nationen (UNO) in einem Bericht zu einem Bann solcher Roboter aufgerufen. Grundlage bildeten Gespräche mit Rüstungsexperten und Entscheidungsträgern im Rahmen einer viertägigen Konferenz.

Vollautomatisierter Krieg

UN-Experten hegen mehrere Befürchtungen: Etwa, dass die Hemmschwelle sinke, wenn eine der Konfliktparteien über maschinelle Soldaten verfügt. Denn dann wären die Verluste für die eine Seite nahezu bei null, der Gegner müsste schnell aufgeben. Aber auch wenn beide Parteien über Roboter verfügen, droht Gefahr – nämlich die "Vollautomatisierung des Krieges“, wie Informatikprofessor Noel Sharkey in TheWire von der University of Sheffield warnt.

Wer trägt Verantwortung

Zusätzlich zur Automatisierung kommt eine mögliche Autonomie der Roboter – also ein selbstständiges Agieren und einem offenen Feld. Hier gibt es zahlreiche ethische Fragen: Was passiert, wenn Maschinen Fehler begehen? Wer trägt die Verantwortung – der Kommandeur, der Hersteller?

Sauberer Krieg?

Außerdem ist unklar, ob Roboter wirklich fähig wären, einen "sauberen“ Krieg zu führen: Natürlich fällt bei Maschinen der sogenannte "Blutrausch“, die "Raserei“ weg, Kampfroboter werden nicht zu Vergewaltiger oder töten wahllos Zivilisten. Allerdings sind sie wohl auch nicht in der Lage, zu erkennen, wann sich ein Gegner ergeben möchte. Auch ob Zivilisten im Kampfgebiet per se identifiziert werden können, scheint unklar.

Samsung stellt Robocops her

Antworten auf diese Fragen müssen laut UNO folgen, bevor die Roboter wirklich eingesetzt werden. Doch dafür ist eigentlich schon zu spät: An der Grenze zwischen Nord- und Südkorea patrouillieren für den Süden bereits Samsung "Security Guards“. Sie scannen laut DailyBeast selbstständig ein Gebiet von 2,5 Meilen, verfügen über Spracherkennung, eine Maschinenpistole und einen Granatwerfer. Ein SGR-A1 kostet 200.000 Dollar, Südkorea hat 1.000 Stück bestellt.

Russische Robojeeps

Oder in Russland: Dort bewachen seit Jahresanfang automatisierte „Robojeeps“ russische Raketenbestände. Zwar gibt es auch in den USA unbemannte Patrouillenfahrzeuge, diese sind aber nicht bewaffnet. Dasselbe gilt für US-amerikanische Roboter zur Bombenentschärfung. Zwar gab es laut New Scientist Pläne, diese auch mit Bewaffnung im Irak-Krieg einzusetzen, dies scheiterte jedoch an ethischen Bedenken. Auch IT-Gurus wie Tesla Gründer Elon Musk warnen vor Terminator-Szenarien.

Roboter-Golem

Und das große Horrorszenario einer Revolution der Maschinen? Das sei eine realistische Möglichkeit, nimmt man alle geäußerten Bedenken zusammen, so das US-Magazin Salon. Eine Möglichkeit, vor der schon lange gewarnt wird – und zwar nicht erst in den zuvor genannten Science-Fiction Filmen. Schon in der Antike philosophierte Sokrates über "Androiden“, in der Religion kennt man etwa den jüdischen Golem von Prag. Und immer wieder wenden sich die eigentlich zum Schutz erschaffenen Androiden gegen ihre Erschaffer. (fsc, derStandard.at, 21.7.2014)