Insgesamt sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis Mitte Juli in Westafrika 603 Menschen an Ebola-Infektionen gestorben. Es gab bis dahin 964 offiziell registrierte Erkrankungen. Die Eindämmung der Krankheitsausbrüche gestaltet sich laut Experten des Departments für Virologie der MedUni Wien aus mehreren Gründen schwierig.

"Das Ebolavirus existiert offensichtlich in bestimmten Regionen Afrikas in einem tierischen Reservoir, das nicht in allen Details geklärt ist, aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch Fledermäuse umfasst, die asymptomatisch infiziert sind und das Virus in ihren Exkreten ausscheiden", schrieb der Leiter des Departments, Franz X. Heinz, jetzt in der neuesten "Virusepidemiologischen Information".

Kontakt mit Fledermäusen

Der Ausgangspunkt von Krankheitsausbrüchen beim Menschen sei zunächst einmal die Übertragung von Tieren auf den Menschen ("zoonotisch"): z.B. durch Kontakt mit Fledermäusen oder infizierten Primaten, die beide auch als "Bushmeat" konsumiert werden. Erst dann kommt es zu Infektionsketten von Mensch zu Mensch.

Das erste Problem liegt darin, dass die Inkubationszeit bis zu 21 Tage betragen kann (ab zwei Tagen) und somit Infizierte in diesem Zeitraum andere Menschen anstecken können. Im Falle einer ausbrechenden Erkrankung sind zusätzlich die Symptome sehr unspezifisch: hohes Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Erbrechen und Durchfall.

"In dieser Frühphase wird eine Ebola-Erkrankung daher leicht mit anderen Tropenerkrankungen wie Malaria oder Dengue Fieber verwechselt", schrieb Heinz. Im weiteren Verlauf kommt es dann in vielen Fällen zu inneren und Hautblutungen sowie zum hämorrhagischen Fieber mit Multiorganversagen. Das Virus befindet sich in verschiedensten Körperflüssigkeiten der Patienten (z.B. Blut, Urin, Schweiß, Samenflüssigkeit und Muttermilch) und wird in der Regel durch direkten Kontakt mit Patienten bei der häuslichen Pflege sowie mit Toten bei Vorbereitungen für das Begräbnis übertragen.

Multinationales Problem

Jedenfalls hätte sich in Westafrika hat sich aus dem anfänglich lokal begrenzten Ausbruch in einer Waldgegend im Osten Guineas (der erste später identifizierte Fall war ein zweijähriges Kind, das am 6. Dezember vergangenen Jahres verstarb) in der Zwischenzeit ein multinationales Problem entwickelt, von dem nun auch die angrenzenden Länder Liberia und Sierra Leone massiv betroffen sind. Eine Ausbreitung in weitere Nachbarländer werde derzeit befürchtet, stellte der Wiener Experte fest.

Mehrere Faktoren - so die Weltgesundheitsorganisation (WHO) - dürften die Bewältigung bzw. auch nur die Eindämmung des Krankheitsausbruches in Westafrika behindern: Das sind zunächst in der betroffenen Region stark verbreitete kulturelle Praktiken mit bestimmten traditionellen Heilmethoden und Körperwaschungen zur Vorbereitung des Begräbnisses) sowie großes Misstrauen gegenüber im Epidemiefall erforderlichen und in ihrer Effektivität wissenschaftlich belegbaren Isolierungsmaßnahmen (Quarantäne von möglicherweise infizierten Kontaktpersonen).

Gefahr durch Mobilität

Auch die Ausweitung des derzeitigen Ebola-Ausbruchs auf Regionen im Umfeld von Städten wie Conakry (Guinea) und Monrovia (Liberia) führt zu einem höheren Risiko. Die viel größere Mobilität der Menschen in solchen Gebieten und die Bevölkerungsdichte begünstigen die Verbreitung. Schließlich gibt es auch rege wirtschaftliche und soziale Aktivitäten in den Grenzgebieten von Guinea, Liberia und Sierrra Leone. (APA, derStandard.at, 21.7.2014)