Wien/Salzburg - Die stockenden Lohnverhandlungen bei den Eisenbahnern haben am Montag viele Fahrgäste zu spüren bekommen. Im Raum Salzburg standen während einer Betriebsversammlung über Mittag auch Fernzüge still. Bleiben die Fronten hart, droht am Donnerstag der nächste Protest - diesmal an den Bahnhöfen von Linz und Graz.

Salzburg ist Bahnknotenpunkt für etliche Fernverbindungen, die heute in der Folge bis zu einer Stunde Verspätung aufbauten. Am Wiener Westbahnhof war am Nachmittag die Ankunft der Railjet-Züge aus Bregenz und München (Planankunft: 13.30 Uhr) erst für 14.40 angekündigt.

Rund 500 Eisenbahner waren nach Angaben der Gewerkschaft an den Betriebsversammlungen bei den Salzburger Lokalbahnen und in der ÖBB-Werkstatt am Hauptbahnhof Salzburg beteiligt. Falls es zwischenzeitlich zu keinem weiteren Verhandlungstermin kommt, werden kommenden Donnerstag weitere Betriebsversammlungen in Linz und Graz stattfinden, kündigte Vida-Gewerkschaftssprecher Hansjörg Miethling gegenüber der APA an. Streikbeschlüsse gibt es noch nicht.

Zugverkehr wieder aufgenommen

Kurz vor 12.00 Uhr wurde der Zugverkehr im Zulauf zum Salzburger Hauptbahnhof wieder sukzessive aufgenommen. Wegen des Rückstaus an Zügen dauerten die Unregelmäßigkeiten noch bis zum frühen Nachmittag an. Kunden, die deshalb Zugreisen nicht antreten konnten oder wollten, wurde die volle Rückerstattung des Fahrpreises zugesichert. Außerdem waren Zugtickets im Zug ohne Aufpreis erhältlich. An den Bahnsteigen wurden Wartende mit Mineralwasser versorgt. Für einzelne Nahverkehrszüge wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen organisiert.

Die Lage war am Freitag eskaliert, als die Eisenbahner-Kollektivvertragsverhandlungen erneut abgebrochen wurden. Unterm Strich wurde, zum Stand vom Freitag, eine Lohn- und Gehaltserhöhung mit einer Bandbreite von 2,2 bis 2,8 Prozent angeboten. Die Arbeitnehmer fühlten sich provoziert, da das obere Ende gerade einmal eine Handvoll Mitarbeiter beträfe. Für die überwiegende Masse hätte es ein Lohnplus von nur 1,8 Prozent gegeben, rechnete vor dem Wochenende Vida-Gewerkschafter und ÖBB-Betriebsratschef Roman Hebenstreit vor. Die Arbeitnehmer hätten im Schnitt ein Plus von 2,6 Prozent (Minimum 75 Euro) für die 34.000 Beschäftigten in eisenbahnbezogenen Berufen gefordert. Einen Reallohnverzicht werde man nicht akzeptieren, das wurde heute bei den Betriebsversammlungen bekräftigt.

Der Verhandler der Arbeitgeber, Thomas Scheiber, äußerte im ORF-Radio bis zu einem gewissen Maß Verständnis, dass die Eisenbahner keine Reallohnverluste hinnehmen wollten. Der Obmann des Fachverbands der Schienenbahnen wirft den Arbeitnehmervertretern aber vor, mit ihren Forderungen beim Doppelten des Arbeitgeberangebots zu liegen.

In Wien hat am Montag Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) die ÖBB als einen der größten Kostentreiber im Budget bezeichnet und auf Reformen bei der Bahn gedrängt.(APA, 21.7.2014)