Wien - In sozialen Netzwerken kursieren Gerüchte, die neue Aufregung um den offenen Brief für eine Abschaffung des Binnen-I erzeugen: Das Schreiben stamme demnach aus den Wiener Sprachblättern, die der Verein "Muttersprache" herausgibt. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) sieht von dem Verein "einige Verbindungen" zur Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM), die das DÖW als "rechtsextrem" einstuft. Der offene Brief, den auch mehrere Prominente unterzeichnet haben, ist tatsächlich bereits im Juni in den Sprachblättern erschienen - früher als anderswo.

Ein Mitverfasser des Briefes ist Sprachwissenschafter Heinz-Dieter Pohl, Obmann-Stellvertreter des Vereins Muttersprache - und nach eigenen Angaben auch ÖLM-Mitglied. Letzteres habe aber "nichts mit dem Brief zu tun", sagt Pohl. Und dass der Brief in den Sprachblättern zuerst erschien, sei ein Versehen gewesen.

Frühe Veröffentlichung "ein Missgeschick"

Christoph Fackelmann, Schriftleiter der Wiener Sprachblätter, bestätigt dies: Eine frühere oder exklusive Veröffentlichung des Briefes sei dort nicht geplant gewesen, da sei "ein Missgeschick" passiert. Am Zustandekommen des Briefes und dessen Verbreitung sei weder die Zeitschrift noch der Verein Muttersprache beteiligt gewesen.

Der Verein, der allerdings die gleiche Adresse wie die ÖLM hat, grenzt sich in einer Stellungnahme "unmissverständlich von rechtsextremem Gedankengut ab"; er wolle "mit undemokratischen Bestrebungen gleich welcher ideologischen Färbung nichts zu tun haben". (Gudrun Springer, DER STANDARD, 19.7.2014)