Wien/Paris/Mannersdorf am Leithagebirge - Österreichs größtes Zementwerk im niederösterreichischen Mannersdorf am Leithagebirge steht vor dem Verkauf. Entsprechend verunsichert ist die Belegschaft. "Wenn schon Verkauf, dann darf es nur einen Käufer mit Arbeitsplatzgarantie geben", forderte Landesgeschäftsführer Rudolf Silvan von der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) heute, Freitag, für die mehr als 100 Mitarbeiter an dem Standort.

Die Angst um den Job sei sehr groß, betonte Silvan. Die Arbeitnehmerschaft hat bereits in der Vergangenheit Einschnitte erlebt. "Seit der Lafarge-Konzern die Firma Perlmooser gekauft hat, wurde die Belegschaft bereits um die Hälfte reduziert", so der Betriebsratsvorsitzende Manfred Fiala.

Abspecken für den Wettbewerb

Die Werke in Rodaun am Stadtrand Wiens und Kirchbichl in Tirol sowie sämtliche Immobilien von Perlmooser seien bereits abgestoßen worden. Die verbliebenen Mitarbeiter bräuchten nun Gewissheit über ihre Zukunft. Der Konzern müsse "ehestmöglich" die Zusage geben, die Arbeitsplätze zu erhalten, so der Gewerkschafter Silvan. "Immerhin geht es dabei um viele Familien und Existenzen."

Lafarge muss das Werk in Niederösterreich wegen der im Frühjahr angekündigten Fusion mit dem weltweit größten Zementhersteller Holcim veräußern. Um für den Zusammenschluss grünes Licht von den EU-Wettbewerbsbehörden zu bekommen, müssen die beiden führenden Konzernriesen der Branche abspecken.

Umsatzanteil sinkt

In einem ersten Schritt werden nun international Fabriken und Geschäftsbereiche im Wert von 3,5 Mrd. Euro veräußert. Die Verhandlungen mit potenziellen Käufern sollen bald beginnen, kündigte Lafarge-Chef Bruno Lafond, der auch an der Spitze des neuen Konzerns LafargeHolcim stehen soll, erst vor wenigen Tagen an. Analystenschätzungen zufolge könnten sich die Verkaufserlöse am Ende auf fünf bis sechs Mrd. Euro summieren. Der Umsatzanteil der europäischen Standorte soll nach Abschluss der Fusion im ersten Halbjahr 2015 von derzeit 26 auf 20 Prozent sinken.

In dem Zementwerk in Mannersdorf sind derzeit 111 Arbeitnehmer -72 Arbeiter und 39 Angestellte - sowie 10 Lehrlinge beschäftigt. An dem Standort werden jährlich 1,1 Mio. Tonnen Zement produziert. 2013 sank der Gewinn gegenüber dem Jahr davor allerdings von 20 auf 17 Mio. Euro. (APA, 18.7.2014)