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Eine durch Gefechte beschädigte Moschee-Kuppel bei Damaskus.

Foto: Reuters

Beirut/Damaskus - Bei der Eroberung eines syrischen Gasfeldes haben Kämpfer der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) laut Aktivisten mindestens 115 Menschen getötet. Bei den Opfern handle es sich überwiegend um regierungstreue Milizionäre und zivile Sicherheitsleute, doch seien auch elf Mitarbeiter der Gasförderanlagen von Shaar darunter, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag.

Ihr Leiter Rami Abdel Rahman warf der IS Kriegsverbrechen vor. Die Eroberung des Shaar-Feldes in der Provinz Homs am Donnerstag sei "der größte Anti-Regime-Einsatz" der IS-Extremisten, seit diese im vergangenen Jahr in den syrischen Bürgerkrieg eingriffen, erklärte die Beobachtungsstelle. Die Organisation hatte die Opferzahl zuvor mit 90 angegeben, darunter 25 zivile Mitarbeiter des Gasfeldes östlich der Wüstenstadt Palmyra. Das Schicksal von 250 weiteren Menschen, die sich auf dem Gelände aufhielte, blieb zunächst ungeklärt.

Verstümmelte Leichen

In Videos, die offenbar von den Extremisten aufgenommen und auf das Onlineportal YouTube gestellt wurden, waren dutzende Leichen zu sehen. Viele von ihnen waren verstümmelt. Ein Video zeigte einen Islamisten, der vor Leichen posierte und überwiegend auf Deutsch durchmischt mit arabischen Ausdrücken redete. Die Regierung bestätigte die Anzahl der Tote offiziell nicht, Anhänger der Führung in Damaskus veröffentlichten jedoch Fotos der Opfer und bezeichneten ihre Ermordung als "Massaker".

"Die Beobachtungsstelle verurteilt Massenexekutionen als Kriegsverbrechen", sagte Rahman. Dabei spiele es keine Rolle, welche Seite sie verübe und ob die Opfer Zivilisten oder Kämpfer seien: "Es sind Kriegsgefangene, sie dürfen nicht hingerichtet werden." Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich auf ein dichtes Netzwerk an Ärzten und Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

Am Donnerstag hatte auch der Gouverneur der Provinz Homs den Angriff auf das Gasfeld bestätigt. Die IS-Extremisten hatten zuvor bereits die ölreiche Provinz Deir Essor zwischen Homs und der Grenze zum Irak unter ihre Kontrolle gebracht. Die Bewegung Islamischer Staat hat nach der Eroberung großer Gebiete im Irak und in Syrien im vergangenen Monat ein "Kalifat" ausgerufen. Anrainer und Aktivisten berichteten von zahlreichen grausamen Verbrechen bis hin zu Kreuzigungen, mit denen die Islamisten unter ihren Gegnern Angst und Schrecken verbreiten.

Frau gesteinigt

Militante Jihadisten haben im Norden Syriens eine Frau wegen des Vorwurfs des Ehebruchs zu Tode gesteinigt. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mitteilte, handelt es sich um die erste "Hinrichtung" der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS), die ein grenzübergreifendes Kalifat im Irak und in Syrien ausrief.

Den Angaben zufolge ereignete sich die Steinigung in der Ortschaft Tabaka in der fast vollständig von Dschihadisten kontrollierten Provinz Rakka. Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur AFP, die etwa 30 Jahre alte Frau sei auf einem öffentlichen Platz gesteinigt worden. Zuvor habe ein religiöses Gericht des Islamischen Staats das Urteil gegen sie gefällt. Die Bewohner seien "entsetzt", wagten aber nicht, etwas gegen die grausamen Methoden zu unternehmen.

Chlorgas-Einsatz vorgeworfen

Syriens Opposition hat Regierungstruppen vorgeworfen, bei einem Angriff Bomben mit Chlorgas eingesetzt zu haben. Dabei hätten in dem Ort Kafr Zita nördlich der Stadt Hama mehr als 50 Menschen Atemwegserkrankungen erlitten, teilte die Generalkommission für die Syrische Revolution am späten Donnerstagabend mit. Das Chlorgas sei mit Fassbomben abgeworfen worden.

Die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte konnte die Angaben nicht bestätigen. "Wir haben bisher keine Informationen erhalten, dass in Kafr Zita Chlorgas eingesetzt wurde", sagte der Leiter der Einrichtung, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur dpa. Ein im Internet verbreitetes Video zeigt, wie Menschen in einem Krankenhaus mit Sauerstoffmasken behandelt werden, unter ihnen auch Kinder.

Syrien hatte im vergangenen Jahr der Vernichtung seiner Chemiewaffen zugestimmt. Derzeit werden die Kampfstoffe außerhalb des Landes zerstört. Oppositionsaktivisten hatten dem Regime von Präsident Bashar al-Assad bereits Anfang Mai vorgeworfen, Kafr Zita mit Chlorgas bombardiert zu haben. (APA, 18.7.2014)