Boston - Um den US-Medienkonzern Time Warner zeichnet sich ein Übernahmepoker ab: Aktionäre des CNN- und Warner Bros-Eigners fordern von Medienzar Rupert Murdoch mehr als die bisher gebotenen 80 Milliarden Dollar (59 Milliarden Euro) und auch einen hören Bargeld-Anteil.

"Rupert muss einen Weg finden, wie er mehr Cash auf den Tisch legen kann", sagte etwa Mario Gabelli vom Finanzinvestor Gamco, der Aktien von Time Warner und von Murdochs Medienkonzern 21st Century Fox besitzt. Der 83-jährige Murdoch bietet via Fox 85 Dollar je Time-Warner-Aktie und will den Preis zu 60 Prozent mit Fox-Aktien und zu 40 Prozent in bar bezahlen. Das Management von Time Warner hatte das Offert aber abgelehnt und erklärt, der Konzern sollte unabhängig bleiben.

Der Kauf wäre der bisher zweitteuerste der Medienbranche überhaupt, nach der Übernahme von Time Warner durch AOL für gut 180 Milliarden Dollar im Jahr 2001. Damals allerdings wurden Preise gezahlt, die aus heutiger Sicht als völlig überzogen bewertet werden.

Kartellwächter milde stimmen

Eine Fusion Fox/Time Warner würde die US-Medienlandschaft völlig neu ordnen, von den Kartellwächtern aber auch sehr genau geprüft werden. So gehört zu Time Warner der Nachrichtensender CNN, zu Fox der Konkurrent Fox News. In Medienberichten hatte es aber bereits geheißen, Fox wolle bei einer Fusion CNN verkaufen, um die Wettbewerbshüter milde zu stimmen.

Murdoch, zu dessen weltumspannenden Medienimperium auch der Konzern News Corp, der britische PayTV-Sender BSkyB und Zeitungen wie das "Wall Street Journal" gehören, werde bei dem Angebot noch eine Schippe drauflegen müssen, sagte auch der Portfoliomanager Mitch Zacks, dessen Investment-Firma ebenfalls Time-Warner-Aktien besitzt. "Wenn das Angebot bei 95 Dollar je Aktie liegt, könnte das Management von Time Warner das Offert nur schwer ausschlagen", sagte er. Zu welchem Preis er verkaufen würde, sagte Zacks allerdings nicht.

Anleger erwarten Pokerpartie

Anleger erwarten nun einen neuen Spielzug von Murdoch: "Das ist eine Pokerpartie und Murdoch spielt nie seine beste Karte zuerst aus. Er hat immer noch eine in der Hinterhand", sagte ein Manager eines institutionellen Time-Warner-Investors, der namentlich nicht genannt werden wollte. Auch er forderte eine höhere Bar-Komponente des Angebots. Denn man wisse nicht, wie sich Fox-Aktien nach der Übernahme entwickeln würden - Probleme bei der Zusammenführung oder bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Senkung der Kosten könnten den Kurs ebenso belasten wie der Schuldenberg, die durch einen solchen Deal aufgebaut würde. "Cash ist Cash, man weiß genau, wieviel das wert ist", sagte der Manager. In Medienberichten hatte es geheißen, Murdoch erwarte durch einen Zusammenschluss Einsparungen von mindestens einer Milliarde Dollar, vor allem durch die Streichung von Stellen.

Bei mit dem Deal vertrauten Personen hatte es geheißen, Murdoch könnte sein Offert noch aufstocken. Der Unternehmer sei unbeirrt, hatte auch die "New York Times" berichtet. (APA, 17.7.2014)