Johannesburg - Die Familie des südafrikanischen Sprinters Oscar Pistorius hat seinen Nachtclubbesuch bedauert, bei dem der 27-Jährige in angetrunkenem Zustand in ein Handgemenge geraten war. Es sei "unbedacht" gewesen, dass er eine Diskothek aufgesucht habe, in der derartige Auseinandersetzungen immer möglich seien, erklärte der Onkel des Athleten, Leo Pistorius, im Namen der Familie.

Der 27-Jährige leide zunehmend an "Einsamkeit und Isolierung", dies könne der Grund für sein "selbstzerstörerisches Verhalten" sein, vermutete der Onkel. Pistorius, der sich seit März wegen des Vorwurfs des Mordes an seiner Freundin vor Gericht verantworten muss, soll Medienberichten zufolge nach dem Vorfall am Wochenende aus der Diskothek geworfen worden sein. Seine Familie bestätigte, dass er in ein Handgemenge geraten war. Doch anders als von dem betroffenen Gast geschildert, habe dieser und nicht Pistorius die Auseinandersetzung gestartet. Der Sprintstar habe erst reagiert, als er wegen des Prozesses angegriffen worden sei, hieß es in der Erklärung.

Lügen verbreiten

Die Familie warf dem Gast vor, auch über andere angebliche Aussagen des behinderten Athleten Lügen zu verbreiten, um "größtmögliche Aufmerksamkeit" zu bekommen und "größtmöglichen Schaden" anzurichten. So sei es "absolut nicht wahr", dass der 27-Jährige mit dem Einfluss seiner Familie geprahlt oder Präsident Jacob Zuma beleidigt habe.

In der Erklärung wies die Familie weiter darauf hin, dass Oscar Pistorius mit einem "extremen emotionalen Schmerz" zu kämpfen habe. Dies zeige sich auch in einigen seiner jüngsten "unklugen Aktionen und Entscheidungen". Am Sonntag hatte sich der Sprinter erstmals seit Monaten via Twitter zu Wort gemeldet und neben einer Fotocollage auch religiöse Botschaften online gestellt.

Für Einbrecher gehalten

Pistorius muss sich wegen der Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp in der Nacht auf den Valentinstag 2013 vor Gericht verantworten. Er gibt zu, Steenkamp durch die geschlossene Toilettentür seines Hauses erschossen zu haben. Allerdings will er sie für einen Einbrecher gehalten und in Panik geschossen haben. Die Anklage ist dagegen überzeugt, dass Pistorius seine Freundin nach einem Streit erschoss. Sollte er schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft. Die Abschlussplädoyers sollen am 7. und 8. August gehalten werden.