Wiener Neustadt - Im Prozess um den mutmaßlichen Vergiftungstod einer Niederösterreicherin im Jahr 2011 bei einer Reise durch Paraguay haben die Geschworenen am Landesgericht Wiener Neustadt nach stundenlanger Beratung einstimmig auf Mord entschieden. Der angeklagte Ehemann (55) der Toten wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, seine Partnerin (47) zu 17 Jahren Haft. Die Verteidigung meldete Nichtigkeit und Berufung an, sagte Anwalt Michael Dohr, das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Staatsanwaltschaft hatte den beiden vorgeworfen, die Frau in Independencia auf der gemeinsamen Reise aus Habgier mit einem opiathaltigen Schmerzmittel vergiftet zu haben. Die 46-Jährige wurde noch am Todestag begraben, wobei der Mann den südamerikanischen Behörden verschwieg, dass er der Ehemann war, und auch Verwandte daheim nicht informierte.

Scheinehe wegen Bausparverträgen

Zu Prozessbeginn am 3. Juni hatten sich die Angeklagten nicht schuldig bekannt. "Es liegt kein Verbrechen vor. Das einzige Verbrechen ist das, dass wir hier zu zweit auf der Anklagebank sitzen", erklärte der 55-Jährige auch Dienstagabend in seinen letzten Worten vor der Urteilsberatung.

Die Staatsanwältin hielt in ihrem Schlussvortrag an der Indizienkette fest: Das Paar habe die geistig behinderte Ehefrau nur ausgenützt, um an zwei Bausparverträge in der Höhe von insgesamt 80.000 Euro zu gelangen. Die Ehe des Mannes mit dem späteren Opfer sei eine reine Scheinehe gewesen. Dem hielten die Verteidiger entgegen, dass die Anklage lediglich auf Annahmen beruhe und es keine Beweise dafür gebe, dass die 46-Jährige durch Gift starb.

Eine Exhumierung der Leiche war nicht mehr möglich gewesen, lediglich Gewebeproben konnten zur Analyse übermittelt werden. Der Gerichtsmediziner sprach am Dienstag von einer Intoxikation mit Hydromorphin als wahrscheinlicher Todesursache. Laut Wolfgang Denk sind vier Tabletten, deren Wirkstoff man im Muskelgewebe der Toten nachweisen konnte, bereits tödlich. (APA, 16.7.2014)