Das ZDF gab am Freitag Manipulationen zu Gunsten der Gäste zu.

Foto: Screenshot/zdf.de

Mainz/Wien - "Idioten" twitterte ZDF-Anchorman Claus Kleber über Kollegen beim Sender, und "Täter: I hate you!". Das ZDF gab Freitag zu, dass die Reihung bei Deutschlands Beste deutlich von Umfrageergebnissen abwich und etwa zu Gunsten von Gästen drastisch manipuliert wurde.

Studiogast Franz Beckenbauer wurde etwa von Rang 31 auf neun vorgereiht. Kleber lag laut Forsa-Umfrage hinter Peter Kloeppel von RTL, im vom ZDF überarbeiteten Ranking vor der zwölf Plätze zurückgestuften Konkurrenz.

Moderator Johannes B. Kerner und die Gäste hätten nichts von den Manipulationen gewusst, erklärte ein ZDF-Sprecher des ZDF. Der Sender kündigte "arbeitsrechtliche Konsequenzen" an.

"Inakzeptable Manipulation"

FDP-Vorsitzender Christian Lindner sah "systematisch SPD-Politiker auf- und CDU-Politiker abgewertet". Andreas Scheuer, CSU-Generalsekretär und Mitglied des ZDF-Fernsehrats, "inakzeptable Manipulation".

Das Eingeständnis von Manipulation war der Höhepunkt von nach und nach aufgetauchten Fehlern und Wirren zur Sendung: Medienpartner Hörzu erfuhr, dass seine große Publikumsumfrage zur Sendung nicht berücksichtigt wurde. Auch die Onlineumfrage des ZDF floss nach Angaben des Senders nicht in die Liste ein. Begründung: Fan-Gruppen hätten das Ergebnis verfälscht. Später erklärte ZDF-Showchef Oliver Fuchs, die Onlineergebnisse seien "methodisch unsauber" doch eingeflossen. Er kündigte an, Deutschlands Beste würden künftig "ausschließlich auf repräsentative Umfragen setzen". Kurz darauf gestand das ZDF die gezielte Manipulation der Listen.

Kein Vergleich mit den jüngsten Freihandlisten, aber doch etwas grob ging das ZDF schon 2003 beim Reihen vor. Zu "größten Deutschen aller Zeiten" konnte das Fernsehpublikum damals auch Wolfgang Amadeus Mozart und Sigmund Freund wählen.

Manipulationsvorwürfe

Dem ORF warfen vor allem ausgeschiedene Kandidaten von Castingshows Manipulation vor, die Österreichs Öffentlich-Rechtlicher stets zurückwies.

Pannen gab es: Technische Probleme verhinderten etwa 2006 bei Starmania SMS-Stimmen für einzelne Kandidaten; die vorhandenen SMS-Stimmen wurden nicht gezählt, SMS-Entgelte zurückgezahlt. 2005 erhielten die Moderatoren von Dancing Stars ein falsches Ergebnis - Barbara Rett statt Matt Schuh war bei der Korrektur on air schon dabei, sich zu verabschieden.

Ein ORF-Sprecher betont auf Anfrage, dass Abstimmungen bei Castinghows stets von einem Notar beaufsichtigt würden.

Wahlen der "Besten" überlässt der Sender der Presse ("Austria"), Kurier ("Romy") und Krone (Sportler) und überträgt ihre Verleihungen. (fid, DER STANDARD, 15.7.2014)