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Die Mannschaft des Mannes aus Schönau spielt nun nicht mehr nur schön, sie gewinnt auch Titel. Joachim Löw ist irgendwie am Ziel.

Foto: ap/meissner

Joachim Löw ist einmal gefragt worden, wie denn der Sieg rieche. Und er antwortete so, dass er damit das Neue im deutschen Fußball gleich als Ganzes umriss: "Herb, nachhaltig, ein ganz tiefgehender Geruch. Erdig, innere Freude."

Zuvor roch deutscher Sieg eher nach Schweiß, Jodtinktur, dampfender Kabine, schwerem Bierdunst. Löw hingegen beißt Fußball wie ein Connaisseur Wein. "Ich trinke Rioja - dürfen wir nie vergessen", erklärte er Dagmar von Traube, die ihn vor drei Jahren für Die Welt beinahe so "anders" frug, wie Renate Graber das so köstlich für den STANDARD tut.

Joachim Löw - den sie alle Jogi nennen und damit Yogi wohl mitmeinen - kam 1960 in der Südwestecke des damals noch kleineren und in vielerlei Hinsicht wirklich verschwitzteren Westdeutschland zur Welt. In Schönau im Schwarzwald, als ältester von vier Buben. Vater Inhaber eines erfolgreichen Ofensetzerbetriebes. Bub fußballnarrisch, bald auch flügge, Lehre als Groß- und Einzelhandelskaufmann in Freiburg, dort nicht minder fußballverrückt, ab 1978 im Sturm des dortigen SC. Profi dann auch in Stuttgart, Frankfurt. Von 1989 bis 1995 ein paar Auslandssemester in der Schweiz. Dort schnupperte er auch ins Trainerhandwerk, vazierte dann ein wenig: zwischen Schwabenland, Baden-Württemberg und der Türkei.

So richtig erlernt, hört man da und dort tatsächlich, habe er das G'schäft aber in Österreich. Darüber muss man zwar eher geteilter Meinung sein, immerhin aber wurde hier sein Talent entdeckt - auf österreichisch halt: Innsbruck, das er 2002 zum dritten Titel gecoacht hat, ging in Konkurs. Die tabellenführende Austria verließ er 2004 - nun ja: Frank Stronach eben.

Manchmal sagt Löw, das sei sein Glück gewesen. Denn 2004 wechselte er ins neuformierte Team des Jürgen Klinsmann. Während der als Rampensau die Öffentlichkeit vor und während der Heim-WM 2006 bei Laune hielt, arbeitete Löw im Hintergrund am Konzept. Gleich nach der WM wurde er Chefcoach. Nun - nach 2008, 2010, 2012 - krönte er sich mit einem Turniertitel.

Die Kritiker werden sich nun andere Opfer suchen, die Spieler im Wesentlichen bleiben. Neue Aufgabe warten auf alle zusammen. Gattin Daniela, mit der er seit fast 40 Jahren das Leben teilt, wird auch warten müssen. "So ist das halt", sagt er, "sie kennt es gar nicht anders."

Den Sieg zum Duften zu bringen ist gerade in Deutschland ein echter Knochenjob. (Wolfgang Weisgram - DER STANDARD, 14.7. 2014)