Dieser Tage berichtete eine ziemlich beste Freundin, dass sie seit Wochen gemeinsam mit der Tochter fernsehschauen könne. Und auch wenn dem Fräulein Tochter dauernd der Mund gehe ("Foul! Schiri! Schwalbe, das ist ja der Robben!"), habe sie das intensiv genossen. Nur an den spielfreien Tagen "haben wir auf zwei Fernsehern geschaut".

Das wird in den nächsten zwei Jahren (bis zur EM in Frankreich) wieder Alltag sein. Nach dem Finale ist vor dem Loch. Dessen Form kann unterschiedlich sein (getrenntes Fernsehschauen, Abendtermine wahrnehmen, sich mit Bundesliga zudröhnen wie andere mit anderem), die Tiefe des Falls ist allerdings bei allen schmerzhaft beachtlich.

Es ist erstaunlich, wie sehr einen der globale Turnierfußball vergessen lässt, dass man einmal Freunde gehabt hat, ein Buch auf dem Nachtkastl, einen Stammwirten und nicht einen Pizzaservice; wie Friedrich Torberg am Beispiel Matthias Sindelar ausschloss: ein Leben außerdem. Dieses gilt es nun sich wieder mühsam zu erarbeiten. Hilflos steht man dann vor Fragen, die einem die Leere stellt: Worüber kann ich überhaupt reden? Was soll ich wo tun? Und wer um Himmels willen ist Gerald Baumgartner? Austria-Trainer?

Langsam geht es eh wieder bergauf. Da muss man geduldig sein. Schon bald - nur ein paar Mal schlafen - fängt die zweite Division an. (Heißt die jetzt Heute-für-Morgen-Liga? Sky-Go-Erste-Liga? Na geh! Schmäh ohne?)

Hier, wo guter Rat so teuer ist, wäre eine warmherzige Lochgott-Predigt nicht bloß hilfreich, sondern angebracht. Mag sein, Rudi Klein hat diesbezüglich eh ein Einsehen. Obwohl: Sarkasmus ist bloß eine Vorstufe zur Barmherzigkeit. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, 14.07.2014)