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Ein ukrainischer Raketenwerfer nahe der Stadt Seversk im Osten des Landes.

Foto: REUTERS/Gleb Garanich

Donezk/Kiew - Zum ersten Mal beim Beschuss russischen Staatsgebiets von ukrainischer Seite ist ein Mensch getötet worden. Zwei Menschen seien verletzt worden, meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf Sicherheitskräfte. Russland hatte mit Gegenwehr gedroht, sollte sein Territorium erneut beschossen werden.

Das schwere Geschoß schlug laut Bericht in einem Haus im Gebiet Rostow ein, das in der Nähe der Kampfzone liegt. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

Angeblich Hunderte Tote durch Luftangriffe

Die Lage im ostukrainischen Konfliktgebiet Donbass spitzt sich unterdessen mit neuen Luftangriffen und vielen Toten zu. Bei schweren Luftangriffen in der Ostukraine töteten die Streitkräfte nach eigenen Angaben Hunderte Separatisten allein in der Stadt Dserschinsk. Die prorussischen Aufständischen wiesen die Zahlen als nicht zutreffend zurück, bestätigten allerdings den massiven Beschuss mit Raketen.

In Dserschinsk - nahe der Großstadt Donezk - gebe es keine solche Zahl an Kämpfern, sagte ein Separatisten-Sprecher der Agentur Interfax zufolge am Samstag. Der Sprecher der von Kiew geführten "Anti-Terror-Operation", Wladislaw Selesnjow, teilte mit, bei den Luftschlägen in den Regionen Donezk und Luhansk seien rund 1.000 Separatisten getötet worden, davon allein 500 in Dserschinsk. Dabei seien auch Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie Waffentechnik zerstört worden. Auch andere Militärsprecher wiederholten die Zahl.

"Er (Selesnjow) kann erzählen, was er will", sagte der selbst ernannte Verteidigungsminister der nicht anerkannten "Volksrepublik Donezk", Igor Strelkow (Girkin). "In der ganzen Garnison Dserschinsk gab es nur halb so viele Leute", betonte er. Die meisten Kämpfer seien abgezogen gewesen. Es sei nur ein Kämpfer verwundet worden.

Mindestens 30 Zivilisten getötet

Bei schwerem Artillerie-Beschuss durch Regierungstruppen seien im Donezker Vorort Marjinka mindestens 30 Zivilisten getötet worden, sagte Strelkow weiter. Der Beschuss dauere an. "Wir haben Kenntnis von 30 Toten. Aber noch nicht alle Trümmer sind beseitigt. Es kann noch mehr geben", sagte er der Agentur Interfax zufolge. Die prorussischen Kräfte seien intensiv mit der Evakuierung von Ortschaften beschäftigt. Aufseiten der Aufständischen habe es keine Verluste gegeben.

Die prorussischen Kräfte meldeten zudem den Abschuss eines ukrainischen Kampfbombers vom Typ Suchoi Su-25 in der Stadt Gorlowka. Der ukrainische Rat für Nationale Sicherheit und Verteidigung (SNBO) teilte am Samstag mit, seit dem Vorabend seien fünf Soldaten getötet und etwa 30 weitere verletzt worden. SNBO-Sprecher Andrej Lyssenko bezeichnete die Lage als "gespannt". "Das Militär setzt die Angriffe fort", betonte er.

Humanitären Katastrophe: 21.000 Flüchtlinge

Russische Behörden berichten von einer "humanitären Katastrophe" auf ihrem Staatsterritorium. Rund 21.000 Flüchtlinge hielten sich demnach am Samstag in den insgesamt 321 eingerichteten Übergangslagern auf, wie das Zivilschutzministerium mitteilte. Insgesamt 30 Regionen würden inzwischen Ukrainer aufnehmen.

Die aus dem Kriegsgebiet geflüchteten Menschen kommen bisher mehrheitlich bei ihren Verwandten, Bekannten und bei Freiwilligen unter. Die Gesamtzahl der aus der Ostukraine Übergesiedelten liegt nach Angaben der russischen Migrationsbehörde bei rund einer halben Million Menschen. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht.

Die Kämpfe in der Ostukraine dauern seit Mitte April an. Die ukrainische Führung will mit dem militärischen Vorgehen verhindern, dass sich die nicht anerkannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk komplett von der Ukraine abspalten. Die russisch geprägte Region Donbass erkennt die proeuropäische Führung in Kiew nicht an. Friedensbemühungen hatten bisher zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. (APA, 13.07.2014)