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Montag früh soll die aufwändige 600 Millionen Euro teure Operation beginnen.

Foto: AP Photo/Luigi Navarra

Genua - Die beispiellose Bergung des vor der Küste der Insel Giglio havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia tritt in die Endphase. Der Stahlgigant soll am Montag für seine letzte Reise um mehrere Meter angehoben werden. Glückt das Unternehmen, wird das Schiff zur Verschrottung nach Genua geschleppt. Die Verantwortlichen für die Bergung blickten am Sonntag gespannt auf die Wetterlage.

Eine Schlechtwetterfront mit heftigen Niederschlägen lag über Italien. Ab Sonntagabend sollte sich die Lage jedoch bessern. Ab Dienstag wird sich über mehrere Tage lang ein Hochdruck über Italien erstrecken, versichert der Wetterdienst. Die Experten des mit der Bergung der Costa Concordia beauftragten italo-amerikanischen Konsortiums Titan Micoperi befürchten jedoch den Schirokko-Wind, der für hohen Wellengang sorgen könnte. Der Wind darf nicht stärker als mit 30 Stundenkilometern wehen und die Wellen nicht höher als zwei Meter schlagen. Das Wrack hält für den Transport keinen hohen Wellengang aus.

Fünf Tage für 280 Kilometer

Nachdem die Umweltschutzaufsicht am Samstag grünes Licht gab, kann die Operation am Montag früh beginnen. Zunächst wird das Schiff nur um zwei Meter angehoben und dann um 30 Meter versetzt. Für das Aufschwimmen wird das Ballastwasser nach und nach mit Druckluft aus den Kästen entfernt, damit das Wrack den nötigen Auftrieb bekommt. Danach soll die Costa Concordia einen Tiefgang von etwa 18,5 Metern haben und zum Festland geschleppt werden. Die Abfahrt zu dem 280 Kilometer entfernten Hafen Genua wurde für den 21. Juli angesetzt und wird voraussichtlich fünf Tage dauern.

Im Hafen Genua wurden bereits aller Vorbereitungen getroffen, um die Costa Concordia aufzunehmen. Der Cheflotse in Genua, Giovanni Lettich, wird vor der ligurischen Hafenstadt den Einzug des Schiffes in den Hafen koordinieren. Dies gilt als besonders heikle Operation. Lettich war auch bei der Einweihung der Costa Concordia im Hafen von Sestri Ponente bei Genua im Jahr 2006 an Bord des Schiffes. In einer ersten Phase sollen Möbel und die gesamte Inneneinrichtung der Costa Concordia entfernt werden. Erst danach kann die Abwrackung beginnen, die ca. ein Jahr lang dauern wird.

600 Millionen Euro teure Operation

Die Abschleppung des Wracks erfolgt zehn Monate nach der spektakulären Aufrichtung des Schiffes im vergangenen September und stellt eine gigantische Herausforderung dar. Noch nie war ein 114.500 Tonnen schweres Schiff 280 Kilometer lang geschleppt worden. Die Costa Concordia wiegt leer so viel wie 100 Jumbojets. An die 350 Fachleute werden rund um die Uhr im Einsatz sein. Mehr als 600 Millionen Euro kostete bisher die aufwendige Operation. Nach Angaben des Vorstandschefs der Reederei Costa Crociere, Michael Thamm, werden die Kosten für die Bergung und die Entschädigungen für die Passagiere insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro betragen.

Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Jänner 2012 mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio auf Grund gelaufen. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich 77 Österreicher auf der Costa Concordia, die sich alle retten konnten. Die Reederei Costa Crociere, die zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival gehört, hat ihre Mitverantwortung eingestanden, da mehrere Angestellte des Unternehmens für die Havarie verantwortlich gemacht werden.  (APA, 13.7.2014)