Die US-Band Chicago gastiert in Wiesen - mit den Gründungsmitglieder Robert Lamm, James Pankow, Walter Parazaider und James Pankow (2., 3., 4. u. 5. v. re.).

Foto: D. M. Earnisse

Wiesen/Mattersburg - Beim einzigen Österreich-Auftritt heute, Samstag, in Wiesen werden von der alten Garde der US-amerikanischen Band Chicago immerhin noch Mitbegründer und Saxofonist Walter Parazaider, Posaunist James Pankow, Trompeter Lee Loughnane und Keyboarder/Sänger Robert Lamm dabei sein.

Die 1967 in - eben - Chicago gegründete Band hieß zunächst Big Thing, nach der Übersiedelung nach Los Angeles Chicago Transit Authority. Mit dem Ortswechsel folgten erste stilistisch Veränderungen: Den Jazzrock-Fusion-Sound dominierten nun vor allem die Bläser, auf harte Rockriffs wurde zunächst nicht verzichtet. So gehört ihre Version des Spencer-Davis-Group-Hits I'm A Man zu den Höhepunkten der Rockgeschichte.

Geschichte ganz anderer Art wurde 1968 derweil in Chicago geschrieben: Während des Parteitags der Demokraten, wo 10.000 Vietnamkriegsgegner, Studenten sowie Black Panthers demonstrierten und dabei eine US-Flagge auf Halbmast setzten, hatte die Polizei brutal eingegriffen. Chicago, wie die Combo auf Druck der echten Verkehrsverbundgesellschaft inzwischen heißen musste, haben über die traumatischen Ereignisse eine Suite geschrieben. Und dafür Audio-Verité-Aufnahmen der Straßenkämpfe verwendet.

Trotzdem blieb der kommerzielle Erfolg nicht aus. Chicago hat seither (fast) alle Alben schlicht nur durchnummeriert - heuer erschien XXXVI. Musikalisch tendierte die Band vor allem ab 1976, als mit der Heulballade If You Leave Me Now ein Jukeboxschlager gelang, mehr Richtung Mainstream-Pop.

Beim Festival heute sind noch weitere Dinosaurier mit von der Partie: Neben den Grandmothers Of Invention und Texas-Blues-Albino Johnny Winter lohnt vor allem das Ex-CCR-Mastermind John Fogerty die Anreise. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 12./13.7.2014)