Eine Umarmung von Luiz Felipe Scolari.

Der Schmerz sitzt tief. Und er sitzt weniger im Rücken als im Kopf. Bei einer Pressekonferenz im brasilianischen Trainingscamp sprach der verletzte Starspieler Neymar am Donnerstag über die "schlimmste Woche seines Lebens". Das Foul des Kolumbianers Juan Zuniga, der ihm mit dem Knie in den Rücken gesprungen war und dabei einen Lendenwirbel gebrochen hatte, sei für ihn nach wie vor eine grobe Unsportlichkeit: "Alle, die was vom Fußball verstehen, wissen, dass so ein Foul nicht normal ist". Der Filigrantechniker wisse sich im Normalfall gegen Tritte zu wehren, "aber wenn ich jemandem den Rücken zuwende, habe ich keine Möglichkeit, mich zu schützen."

Um Versöhnung bemüht 

Trotzdem scheint Neymar um Versöhnung bemüht. Wohlwissend dass sein Gegenspieler derzeit nach massiven Drohungen selbst in seiner Heimat Kolumbien unter Polizeischutz gestellt werden muss. Der verzweifelte Zuniga habe ihn am nächsten Tag angerufen und um Verzeihung gebeten. "Er sagte, er habe nicht die Absicht gehabt, mich zu verletzen. Ich wünsche ihm das Beste, dass er glücklich wird und Erfolg in seiner Karriere hat."

Zwar hinkte der 22-Jährige bei seinem öffentlichen Auftritt leicht, die Ärzte des FC Barcelona bescheinigen ihrem Spieler allerdings einen guten Genesungsverlauf. Nach dem Vorfall habe er, wie Trainer Luiz Felipe Scolari später erzählte, zunächst seine Beine nicht gespürt und war in Panik geraten.

Als Unterstützer vor Ort

Bei der historischen 1:7-Niederlage der Seleção gegen Deutschland hatte Neymar noch den Fernseher abgedreht, beim Spiel um die goldene Ananas, also um Platz drei, wird er seine Kollegen wieder vor Ort in Brasilia unterstützen: "Wir haben jetzt alles beweint, was es zu beweinen gab. Und jetzt versuchen wir, am Samstag zu spielen und die Partie zu gewinnen." Die Niederlande sind am Samstag im Estádio Nacional der Gegner.

Dass Brasilien mit oder ohne Leitfigur, nicht die Erwartungen der Öffentlichkeit erfüllen konnte, ist Neymar bewusst: "Es war ein gewöhnlicher Fußball, nicht der Fußball einer brasilianischen Auswahl, der besser ist und alle begeistert." Den besseren Fußball spielen derzeit die Deutschen, der Verletzte wünscht sich aber einen argentinischen Weltmeister: "Das kommt euch vielleicht komisch vor, dass ein Brasilianer für Argentinien ist, aber ich bin nicht für Argentinien. Ich bin für Messi. Er war früher mein Idol. Ich bewundere ihn mit jedem Tag mehr." (APA, phb, 11.7.2014)