Immer häufiger informieren sich Menschen via Google Maps über Geschäfte und Dienstleister.

Screenshot: Google Maps

Fast jeder Internetnutzer kennt Google Maps, Googles Kartendienst, der Routen errechnet sowie Sehenswürdigkeiten und Dienstleister listet. Im Kern ist das Angebot, wie nicht jeder weiß, eigentlich ein riesiges Crowdsourcing-Projekt. Jeder kann neue Einträge anlegen und bestehende ergänzen. Potenzial, das nicht nur zum Guten genutzt wird, wie "Wired" aufzeigt.

Ein Restaurantbetreiber ist nun gegen Google vor Gericht gezogen. Seiner Ansicht nach, haben die Schwächen von Google Maps seinen Betrieb nach 40 Jahren in die Pleite geführt. "The Serbian Crown" hieß das Lokal, das abseits stärker frequentierter Pfade in einer reicheren Gegend von Virginia liegt. Bekannt war es vor allem für exotische Fleischsorten im Menü, etwa Känguru, Pferd und Löwe.

Unerklärlicher Gästeschwund

Im Frühjahr 2012 begann plötzlich ein zunächst rätselhafter Einbruch der Gästezahlen. Ausgerechnet zu den eigentlich umsatzstärksten Zeiten am Wochenende blieben plötzlich drei Viertel der Besucher aus. Nach Monaten musste Betreiber Rene Bertagna einen Teil des Personals entlassen, ehe ihn der Anruf eines Kunden auf die richtige Spur brachte.

Dieser erkundigte sich, wieso das Restaurant von Samstag bis Montag geschlossen habe. Denn dies war beim Eintrag auf Google Places angegeben. Bertagna, der bis dahin zwar von Google gehört, aber selbst nie das Internet genutzt hatte, ließ zuerst seinen Sekretär beim Konzern anrufen und um Korrektur des Eintrags ersuchen – doch ohne Erfolg.

Schließlich heuerte er einen Internetberater an, der das Problem in kurzer Zeit lösen konnte. Allerdings war "The Serbian Crown" zu diesem Zeitpunkt bereits in einer Abwärtsspirale gefangen. Der Personalabbau hatte sich spürbar auf die Qualität des Services ausgewirkt, und viele Gäste kamen nicht mehr wieder. Im April 2013 schloss der Betrieb seine Pforten. Bertagna vermutet, dass der Places-Eintrag seines Betriebes von einem Konkurrenten manipuliert worden war.

Manipulationen gang und gäbe

Doch sein Fall ist nicht der einzige, Manipulation von Informationen, falsche Bewertungen und derartige Methoden sind gang und gäbe. Im Januar gelang es einem Unbekannten, die Website tausender auf Google Maps gelisteter Hotels auf eine Hotelbuchungsseite zu ändern, die an Buchungen durch die Verrechnung einer Kommission mitverdient. Ein Juwelier aus Buffalo deckte lokale Konkurrenten mit gefälschten, schlechten Ratings ein und ließ auf ihren Einträgen "dauerhaft geschlossen" vermerken.

Google ist mittlerweile deutlich besser darin geworden, derlei Vorfälle zu vermeiden, erklärt dazu Web-Berater Mike Blumenthal gegenüber "Wired". Einträge für neue Geschäfte werden etwa erst freigeschalten, wenn ein per Post an die angegebene Adresse versandter PIN-Code zur Bestätigung eingegeben wird.

Der Suchmaschinenbetreiber legt aber auch eigenständig Einträge an. Diese speisen sich üblicherweise aus Adressdatenbanken, wie sie etwa infoUSA bietet. Üblicherweise sind die dargebotenen Informationen korrekt, Blumenthal rät allerdings Betreibern dazu, sich ihren Eintrag möglichst schnell zu sichern. Andernfalls droht Manipulation durch Community Edits.

Ungekittete Schlupflöcher

Auch wenn die Gefahr mittlerweile deutlich geringer ist, weist das System Schlupflöcher auf. Im Februar zeigte der einstige SEO-Berater Bryan Seely diese auf, in dem er erfolgreich Fake-Einträge für FBI und Secret Service anlegte. Obwohl dies damals für Furore gesorgt hatte, sind die Schwachstellen noch immer nicht behoben.

Wenig Chancen

Bertagnas Chancen, im Prozess gegen Google zu obsiegen, sind derweil als gering einzustufen. Zum einen genießen Dienste wie Maps aufgrund ihrer offenen Natur weitestgehend Immunität vor derlei Anschuldigungen, zum anderen gibt es auch zahlreiche andere Gründe, die zum Niedergang eines Restaurants führen können. Trotzdem träumt er davon, "The Serbian Crown" eines Tages wieder aufsperren zu können. (red, derStandard.at, 8.7.2014)