Teheran - Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, lehnt die vom Westen geforderte Verringerung der Zahl seiner Zentrifugen zur Urananreicherung ab. Der Iran benötige letztendlich 190.000 Zentrifugen, sagte Khamenei laut seiner Internetseite am Montagabend in einer Rede. Bei den Atomverhandlungen wolle der Westen aber durchsetzen, dass sich Teheran mit 10.000 Zentrifugen zufrieden gebe.

Zwar brauche der Iran die 190.000 Zentrifugen "vielleicht nicht heute", sagte der Geistliche, der in der Atompolitik das letzte Wort hat. In einigen Jahren sei diese Zahl aber unbedingt notwendig.

Gespräche in Wien

Die Verhandlungen zwischen dem Iran und der Gruppe der fünf UNO-Vetomächte plus Deutschland waren am Donnerstag in Wien in die entscheidende Phase gegangen. Bis zum 20. Juli soll ein endgültiges Abkommen zur Beilegung des jahrelangen Atomstreits erreicht werden. Dann läuft das im November geschlossene Übergangsabkommen aus, das als Grundlage für die Verhandlungen dient. Es soll dem Iran die friedliche Nutzung der Atomtechnologie ermöglichen, zugleich aber langfristig verhindern, dass die Islamische Republik Atomwaffen entwickelt.

Die Zahl der Zentrifugen zur Urananreicherung ist einer der Hauptstreitpunkte. Teheran zufolge wird Uran im Iran auf fünf bis 20 Prozent angereichert, um es für zivile Zwecke wie die Energiegewinnung oder medizinische Anwendungen einzusetzen. Für eine Atombombe müsste Uran auf 90 Prozent angereichert werden. Die USA und ihre Verbündeten verdächtigen Teheran, nach Atomwaffen zu streben. Sie fordern daher eine drastische Verringerung der Zahl der Zentrifugen.

Außenministertreffen

Im Atomstreit mit dem Iran sollen die Außenminister der fünf UN-Vetomächte plus Deutschland "so rasch als möglich" nach Wien kommen, um die ins Stocken geratenen Verhandlungen wieder anzukurbeln. Dies berichteten am Dienstagnachmittag mehrere westliche Diplomaten.

"US- Außenminister John Kerry und andere seiner Amtskollegen könnten schon bald nach Wien reisen, um die Verhandlungen anzukurbeln, denn derzeit steckt der Karren im Dreck fest", resümierte einer von ihnen nüchtern. Von einem etwaigen endgültigen Deal im Konflikt sei man noch weit entfernt. Wenn die Creme de la creme der Weltpolitik nach Wien reise, brauche man nicht glauben, dass es deswegen schon einen Deal zur Unterzeichnung gebe, so der Diplomat weiter.

Bis zum 20. Juli wollte man einen Deal zustande bringen. Die Außenminister sollen die wegen der Zentrifugenzahl ins Stocken geratenen Verhandlungen wieder vorantreiben. Es gibt nach wie vor große Meinungsverschiedenheiten. Zur Not könnten die Chefdiplomaten auch den Verhandlungsfenster erweitern und die Verhandlungen verlängern, damit das diplomatische Fenster zu einer Lösung nicht geschlossen wird.  (APA, 8.7.2014)