Seit dem Hymnen-Eklat ist Andreas Gabalier auch einem breiteren Publikum ein Begriff. Aber nehmen wir Andreas Gabalier, seine Musik, seinen ästhetischen Stil, dieses Krachlederne, nur als Symptom. Als Symptom für etwas, was einem in den letzten Jahren immer wieder begegnet. Dieses Hip-Werden von Tracht, Dirndl, Lederhose. Diese Renaissance von Blut-und-Boden-Ästhetik, dieser Schollen-Romantik.

Junge Leute in der Großstadt tragen den Geist des Anti-Urbanen am Leib, tragen die Idiotie des Landlebens in die Stadt hinein. "Pseudonaives Bejubeln von Berg-Alm-Wiesen-Buabn-Dirndl-Seligkeit" hat das die taz gerade genannt. Wir fühlen uns wieder wohl im Hergebrachten. Entfliehen dem Künstlichen! Dem Künstlichen der neuen Geschlechterverhältnisse! Dem Künstlichen der modernen Kunst! Dem Künstlichen der zeitgenössischen Architektur! Dem Künstlichen der Literatur! Hinein in die künstliche Natürlichkeit der Lederhose. In der fühlen wir uns echt! Authentisch! Stört uns nicht in unserer Krachlederseligkeit. In unserem schunkeligen Wiedergängertum. (Robert Misik, derStandard.at, 6.7.2014)