Wien - Die frühere SPÖ-Sozialministerin und Arbeiterkammer-Präsidentin Lore Hostasch feiert am kommenden Mittwoch (9. Juli) ihren 70. Geburtstag. Große offizielle Feiern hat sich die engagierte Sozialpolitikerin mit ausgeprägten gewerkschaftlichen Wurzeln verbeten. Partei und Gewerkschaft haben deshalb davon Abstand genommen, Hostasch organisiert selbst eine private Feier für Freunde und Weggefährten.

Nach Bildung der schwarz-blauen Koalition im Jahr 2000 hat sich Hostasch mit ihrem Ausscheiden aus dem Sozialministerium auch aus der ersten Reihe der Politik verabschiedet. Ihre danach noch ausgeübten Funktionen in der Gewerkschaft und der SPÖ hat sie inzwischen auch aufgegeben. Bei diversen Veranstaltungen ist Hostasch, die sich vor allem dank ihrer Konsensfähigkeit Anerkennung über die politischen Grenzen hinweg erworben hat, aber nach wie vor gern gesehener Gast.

Reformen

Als Sozialministerin (von 28.1.1997 bis 4.2.2000) brachte sie nach langen Verhandlungen eine Pensionsreform auf den Weg. Die 1998 in Kraft getretene Reform wollte die Frühpensionen u.a. mit einem zweiprozentigen Abschlag eindämmen und führte für Beamte einen Durchrechnungszeitraum von 15 Jahren bzw. 18 Jahren für Frühpensionisten ein. Diese Reform wurde von der schwarz-blauen Reform des Jahres 2000 aber quasi überholt. Hostasch war vorgeworfen worden, mit ihren Reformen nicht weit genug gegangen zu sein. Sie selbst vertrat hingegen immer die Auffassung, dass man vor allem das Pensionssystem nur behutsam, dafür aber kontinuierlich den Gegebenheiten anpassen solle.

An weiteren Reformen hinterließ Hostasch das Arbeiterkammer-Gesetz, die Bildungskarenz, das Frauen-Nachtarbeitsgesetz sowie für den Arbeitsmarkt das Solidaritäts-Prämienmodell zur längeren Beschäftigung älterer Arbeitnehmer und die Lehrlingsstiftungen. Als Gesundheitsministerin hat Hostasch den Krankenanstaltenzusammenarbeitsfonds (KRAZAF) durch die leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) ersetzt und das Gesundheitsförderungsgesetz mit der Schaffung des "Fonds Gesundes Österreich" ins Leben gerufen.

Sozialpartnerschaft

Die Sozialpartnerschaft war Hostasch stets ein besonderes Anliegen. Das machte sich auch in Verhandlungen immer wieder bemerkbar. Gestützt auf ihre gesicherte Basis der Sozialdemokratie und der Gewerkschaftsbewegung wusste sie aber nicht nur was sie will, sondern mit einem Gespür für das Machbare auch was sie ihrem Verhandlungspartner zumuten kann. Laute oder gar schrille Töne waren dabei nie das ihre, ihr Verhandlungsstil wurde als überlegt und ruhig beschrieben. Kritiker warfen ihr dafür auch vor, manchmal zu wenig durchgesetzt zu haben und zu konsensbereit gewesen zu sein.

Vom Betriebsrat ins Ministerium

Hostasch wurde am 9. Juli 1944 in Wien geboren und trat nach der HAK-Matura 1962 in die damalige "Arbeiterbank" ein, wo sie 1975 Betriebsratsvorsitzende der nunmehrigen BAWAG Wien wurde. Ebenfalls 1975 wurde sie BAWAG-Zentralbetriebsratsvorsitzende. Gewerkschaftlich beheimatet ist sie in der GPA, wo sie im November 1986 erstmals stellvertretende Vorsitzende und im März 1989 (bis 1994) Vorsitzende als Nachfolgerin des tödlich verunglückten Sozialministers Alfred Dallinger wurde. Bereits seit 1983 gehörte Hostasch dem ÖGB-Bundesvorstand an, von 1991 bis 1995 war sie auch ÖGB-Vizepräsidentin.

Für die SPÖ saß Hostasch von 1987 bis 1989 im Wiener Landtag und Gemeinderat. Im Nationalrat hatte sie von 1989 bis 1994 sowie von 1996 bis 1997 ein Mandat, wobei sie ab 1991 als Sozialsprecherin fungiert. In der Arbeiterkammer wurde Hostasch 1979 zur Wiener Kammerrätin gewählt. Von 1994 bis 1997 war sie Präsidentin der Bundesarbeitskammer. Danach wurde sie von Viktor Klima als Sozialministerin in die Regierung berufen - wo sie bis zur Bildung der Schwarz-Blauen Regierung im Februar 2000 blieb. (APA, 5.7.2014)