Abuja/New York - Angesichts der Massaker der islamistischen Boko Haram im Nordosten Nigerias haben Bewohner die UNO um Schutz gebeten. "Die Chibok-Nation erklärt, dass die Unfähigkeit oder der Unwille der Regierung für ausreichende Sicherheit zu sorgen, uns keine andere Wahl lässt, als die UNO aufzurufen, unsere drohende Vernichtung als Volk zu verhindern", sagte der örtliche Stammesälteste am Freitag.

Seit der international kritisierten Entführung von mehr als 200 Schulmädchen Mitte April seien bei 15 Angriffen auf 19 Dörfer im Bezirk Chibok mehr als 200 Menschen getötet worden, sagte der Stammesälteste Pogu Bitrus bei einer Pressekonferenz in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Er warf der Armee vor, bei den Angriffen tatenlos zuzuschauen, während örtliche Bürgerwehren und die Polizei nicht in der Lage seien, die Angriffe abzuwehren. Seinen Angaben zufolge sind die Behörden in 90 Prozent der Fälle im Voraus über die Angriffe informiert.

Auch im Fall der Schulmädchen soll die Armee gewarnt gewesen sein, doch hatte sie nicht ausreichend Soldaten, um die betroffene Schule abzusichern. Experten halten die überdehnte und schlecht ausgestattete nigerianische Armee für unfähig, die Rebellion von Boko Haram unter Kontrolle zu bekommen. Infolge der Verhängung des Notstands in den nordöstlichen Bundesstaaten Borno, Yobe und Adamawa im Mai 2013 wurde Boko Haram zwar aus den Städten verdrängt, doch haben in der Folge die Angriffe auf dem Land dramatisch zugenommen.  (APA, 4.7.2014)