Österreichs größte private Wohnbaugesellschaft, die Sozialbau mit insgesamt 48.285 Wohnungen, hat 2013 ihre Bautätigkeit auf 1886 Wohnungen verdoppelt. Das sei "ein großer Schritt fernab der Wohnbauförderung“, sagte Sozialbau-Chef Herbert Ludl am Donnerstag vor Journalisten. Zurückzuführen ist der Sprung auf die Bautätigkeit in der Seestadt Aspern, wo die Sozialbau derzeit 727 Wohnungen in Bau hat. Mangels Fördermittel entstehen in Aspern freifinanziert Wohnungen mittels der Wohnbauinitiave der Stadt Wien, wo "seitwärts an bürokratischen Strukturen vorbei, leistbares Wohnen geschaffen wird“, so Ludl.

Obwohl er anfangs skeptisch war, ob die Wohnungen in Aspern auch Abnehmer fänden, sei bereits jetzt ein halbes Jahr vor Fertigstellung mehr als die Hälfte der Wohnungen in der Seestadt vergeben. Bis zum Jahresende werden alle weg sein. Auf eine Wohnung kämen 40 Interessenten. Ludl: "Das hat uns selbst überrascht“.

Leistbare Wohnungen weiterhin gefragt

Die Nachfrage nach leistbaren Wohnungen sei nach wie vor ungebrochen. So sei die Zahl der bei der Sozialbau vorgemerkten Interessenten binnen eines Jahres von 40.000 auf 70.000 gestiegen. "Wir sind ein stabilisierender Faktor, weil sich die Mietsteigerungen im Rahmen der Inflation bewegen“, so Ludl. Die Durchschnittsmiete beträgt 3,81 Euro/m2. Zum Vergleich: Der Richtwert in Wien liegt derzeit bei 5,39 Euro/m2 und sei in Wien die Untergrenze.

Die größten Probleme ortet der Sozialbau-Chef bei der Förderung und den hohen Grundstückspreisen. Im Neubau fehle nach Aspern der große Anschluss. In Wien brauche man jährlich 8.000 bis 10.000 neue leistbare Wohnungen. Tatsächlich werde aber nur die Hälfte gebaut. Im privaten Bereich, wo die Quadratmetermieten bei 14, 15 Euro lägen sei die "Luft schon sehr dünn, da werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen“.

Die Grundstücke, um bauen zu können, seien ja vorhanden. Aber entweder fehle die Infrastruktur oder sie sind nicht gewidmet. Dann gebe es vermehrt Einspruch von Anrainern, "weil sich heute jeder freut, dass der Wohnbau nicht gebaut wird“ oder es müssen Ziesel geschützt werden, so die Erfahrung des Sozialbau-Chefs.

Immer weniger geförderter Wohnbau

In Summe werde der geförderte Wohnbau immer weniger. Von den 1.886 Wohnungen, die die Sozialbau im Vorjahr errichtete, waren zwei Drittel nicht gefördert. Das sei ein Novum, weil in der Vergangenheit "immer gefördert gebaut wurde“. Im internationalen Vergleich sei das Wohnen in Wien noch immer sehr günstig. Aber „wir werden normaler“, sagt Ludl. Was zur Folge habe, das kleinere Wohnungen bezogen werden, man mehr für das Wohnen ausgeben muss und das Hotel Mama länger in Anspruch genommen werde. Oder die Leute gehen in das Umland. "Meine Kunden wollen nicht mehr als 20 Prozent vom Familieneinkommen für das Wohnen ausgeben, da ist schon noch Luft nach oben drinnen“, sagte Ludl.

Bei Grundstückspreisen von 1.000 Euro/m2 wie sie beim Kauf der Kaserne im 14. Bezirk bezahlt wurden, sei man jedenfalls "nicht mehr weit von einer Immobilienblase entfernt“, meinte Ludl. (Claudia Ruff, derStandard.at, 3.7.2014)