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Sofiane Feghouli nimmt Algeriens Ausscheiden gegen Deutschland enttäuscht zur Kenntnis. Sein Team war das letzte afrikanische im Bewerb.

Foto: APA/BABANI

Porto Alegre / Brasília - Alle vier Jahre wieder die Frage: Wie weit können die afrikanischen Teams kommen? Wann wird es einen afrikanischen Weltmeister geben? Wird das jemals passieren? Heuer erreichten erstmals zwei Teams dieses Kontinents das Achtelfinale, dann war Schluss.

Immer wieder zeigen afrikanische Mannschaften ansehnlichen Fußball. Aber warum geht es zum wiederholten Male ohne deren Beteiligung in die Entscheidung? "Es ist schwer zu sagen, woran es liegt", sagte Nigerias Trainer Stephen Keshi. Seine "Super Eagles" hielten sich am Montag im Achtelfinale gegen Frankreich wacker, scheiterten aber (0:2). Keshi: "Vielleicht sind die Spieler nicht stark genug, vielleicht nicht fokussiert genug." Vor der WM klang er noch anders. Afrikas Teams seien "ganz nah dran" am ersten Titel, "weil sie richtig gut sind", hatte der 52-Jährige gesagt.

Ein Stück näher dran am Titel war Ghana vor vier Jahren in Südafrika. Als dritte afrikanische Vertreter hatten es die Ghanaer in ein Viertelfinale geschafft. Und mit ein bisschen Glück hätte es das Halbfinale sein können. 2:4 ging das Elfmeterschießen gegen Uruguay verloren. Zuvor hatten schon Kamerun (1990) und Senegal (2002) die Runde der letzten acht erreicht.

Fußball statt Ramadan

In Brasilien waren ausgerechnet jene am besten, die sich gar nicht unbedingt als Afrikaner sehen. Algerien erzielte in der Vorrunde sechs Tore, zog erstmals in die K.-o.-Runde ein. Gegen Deutschland fehlte nicht viel zur Sensation. "Wir haben Geschichte geschrieben", sagte Torhüter Raïs M'Bolhi. Den "Wüstenfüchsen" half auch, dass sich alle zu 100 Prozent auf den Fußball konzentrierten. Selbst die Fragen nach dem Fastenmonat Ramadan wurden abgeblockt.

Den Nigerianern und den in der Vorrunde gescheiterten Spielern aus Ghana, Kamerun und Côte d'Ivoire waren andere Themen zwischenzeitlich wichtiger. Vor allem der Streit um die WM-Prämien lenkte ab. Erst nachdem Staatspräsident Goodluck Jonathan höchstpersönlich 3,8 Millionen Dollar bewilligt hatte, nahmen die Nigerianer die Vorbereitungen für das Achtelfinale auf. Am Sonntag - einen Tag vor dem Spiel - soll der Sportminister die Prämien ausgezahlt haben. "Er hatte unseren Bonus dabei", sagte Trainer Keshi.

Streit ums Geld

"Immer das Geld. Sie arbeiten vier Jahre hart und zerstören dann alles wegen eines dummen Streits um Geld", klagte Kameruns deutscher Ex-Teamchef Winfried Schäfer. Seine frühere Mannschaft erledigte das schon traditionelle Geschacher um die Prämien bereits vor dem WM-Start und war dann die erste afrikanische Mannschaft, die in Brasilien ausschied.

Trainer Volker Finke musste mit ansehen, wie sich seine "unzähmbaren Löwen" gegenseitig attackierten. Nach dem WM-Chaos ordnete Staatspräsident Paul Biya eine Untersuchung der Gründe "für das unrühmliche Abschneiden" an. Auch die Ghanaer hatten erst mit einem Trainingsstreik erzwungen, dass die zugesagten Prämien flossen. Für Unruhe sorgte zudem die Suspendierung von Kevin-Prince Boateng und Sulley Muntari aus disziplinarischen Gründen.

Bei den Ivorern lähmten vor allem die Diskussionen um Altstar Didier Drogba. Der 36-Jährige war zunächst nur zweite Wahl, am Ende konnte er das Ausscheiden auch nicht verhindern.

Noch also war die Zeit nicht reif für einen afrikanischen Weltmeister. Neue Chance: 2018 in Russland. (sid, rie, DER STANDARD, 2.7.2014)