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Der Studentenjob hat oft nichts mit dem Studium zu tun.

Foto: ap/Weigel

Der überwiegende Teil der Studierenden arbeitet neben dem Studium, die meisten von ihnen sind geringfügig beschäftigt. Das ergab eine Umfrage unter 6.500 Studenten der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) und der Jugendgewerkschaft (GPA djp). Die ÖH fordert angesichts der Zahlen erneut höhere Studienbeihilfen, "damit Studierende nicht zum Arbeiten gezwungen werden".

Die Online-Umfrage wurde von der ÖH und der Jugendgewerkschaft selbst durchgeführt. Die rund 300.000 Studierenden wurden per E-Mail aufgefordert teilzunehmen. Die Verteilung über die Studienfelder der Teilnehmer ist nicht repräsentativ. Trotzdem lassen sich aus der Umfrage einige Schlüsse ziehen, da 6.579 Studenten teilgenommen haben.

So geben etwa 84 Prozent an, dass sie neben dem Studium arbeiten, 16 Prozent sind nicht berufstätig. Die repräsentative Studierendensozialerhebung aus dem Jahr 2011 hat ergeben, dass 63 Prozent der Studierenden erwerbstätig sind. 44 Prozent geben laut der ÖH-Studie zudem an, dass ihr Job nicht zu ihrer Studienrichtung passt. "Das ist schockierend", sagt die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Julia Freidl (VSStÖ) dazu. Diese Zahlen würden zeigen, dass Studierende arbeiten, weil sie auf andere Einkünfte angewiesen sind, sagt Martin Hajek vom Sozialreferat der ÖH. Obwohl 84 Prozent der Befragten arbeiten, bekommen 65 Prozent Geld von Eltern, Verwandten oder Lebenspartnern. 31 Prozent sind auf Beihilfen angewiesen.

Ein großer Teil der Studierenden ist geringfügig beschäftigt: 45 Prozent der Befragten verdienen bis zu 395 Euro. Helmut Gotthartsleitner, Bundesjugendsekretär der Jugendgewerkschaft, fordert deshalb eine "Aktion scharf" von Betriebsinspektorat und Sozialversicherungen in den Betrieben. Oft würden Studierende viel mehr arbeiten, als für eine geringfügige Beschäftigung zulässig sei.

Trotz der häufigen Warnungen, dass Studierende prekär beschäftigt sind, haben laut dieser Umfrage 64 Prozent einen Dienstvertrag, sind also angestellt. Nur zwölf Prozent haben einen freien Dienstvertrag, und vier Prozent haben einen Werkvertrag. Neun Prozent sind sich allerdings nicht sicher, in welchem Dienstverhältnis sie sich befinden.

"Hier herrscht ein Informationsdefizit. Da müssen wir entgegenwirken", sagt Barbara Kaspar, Jugendsekretärin der Gewerkschaft. 19 Prozent wussten auch nicht, ob sie nach einem Kollektivvertrag beschäftigt werden.

Die stellvertretende ÖH-Vorsitzende Freidl will deshalb, dass Jugendlichen bereits in der Schule und auch an der Uni mehr über das Arbeitsrecht und Arbeitsverhältnisse informiert werden. "Das Beihilfensystem und die Hochschulen müssen an die Bedürfnisse berufstätiger Studierender angepasst werden", forderte Freidl außerdem. Die Studienförderung sei derzeit unterhalb jeglichen Existenzminimums. Es seien zuletzt zwar erste Verbesserungen erfolgt, allerdings stehe etwa noch immer eine Inflationsanpassung aus. Für berufstätige Studenten solle der Status "Teilzeitstudierender" eingeführt werden: Diese sollen nur die Hälfte der sonst nötigen Leistungen nachweisen müssen und doppelt so lange Zeit für das Studium erhalten, aber nur auf die Hälfte der Beihilfen Anspruch haben. (Lisa Aigner, derStandard.at, 1.7.2014)