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Der neue Präsident Abdelfattah al-Sisi bei einer TV-Ansprache am Montag.

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Kurz nach dem Militärputsch protestierten Unterstützer Mohammed Morsis in der Nähe der Rabaa-Moschee in Kairo gegen seine Absetzung ...

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... während auf dem Tahrir-Platz Anhänger Abdelfattah al-Sisis demonstrieren. Viele Menschen in Ägypten können sich aber mit den Positionen beider Lager nicht identifizieren.

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Mehr als drei Jahre nach dem Sturz des ägyptischen Machthabers Hosni Mubarak und ein Jahr nach dem Putsch, bei dem das Militär den ersten frei gewählten Präsidenten Mohammed Morsi absetzte, befindet sich die ägyptische Revolution immer noch in einem Stadium der Weiterentwicklung, in einem andauernden Prozess. Das ist der Ansatz, der sich durch das Buch "Revolution as a Process. The Case of the Egyptian Uprising" zieht, das von einer interaktiven Kooperation zwischen jungen und erfahrenen Wissenschaftern mit unterschiedlichen sozialen und nationalen Hintergründen geprägt ist.

Einige der Autorinnen und Autoren haben am Montag im Rahmen einer Podiumsdiskussion an der Diplomatischen Akademie in Wien ihre Forschungsergebnisse vorgestellt sowie ihre Narrative in direktem Gespräch mit den Besuchern diskutiert, was der Veranstaltung eine interaktive Note verlieh.

Verschiedene Schwerpunkte

Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger sprach über die Rolle der Gewerkschaften in Ägypten nach dem Sturz Mubaraks. Dabei stellte er fest, dass erstaunlich viele Gewerkschaften, die eigentlich unabhängig agieren sollten, vermehrt Kontakte zur neuen Regierung unter Abdelfattah al-Sisi pflegen beziehungsweise sogar aktiver Teil des Regimes sind. Zwei weitere Autorinnen stellten die Auswirkung der Umwälzungen in Ägypten auf Flüchtlinge sowie die Rolle der Kunst im Revolutionsprozess in den Vordergrund.

Asmaa Soleiman beschäftigte sich mit dem Phänomen des "Othering", das die Differenzierung und Abgrenzung einer bestimmten Gruppe, der man sich zugehörig fühlt, von anderen Gruppen beschreibt. Dabei analysierte sie Reden von Muslimbrüdern und Angehörigen der neuen Regierung unter Sisi im Bezug auf Narrative des "Othering" und setzte sich mit der Problematik auseinander, dass sich viele Ägypterinnen und Ägypter mit der derzeit vorherrschenden Dichotomie der beiden Lager nicht identifizieren können und sich zumeist irgendwo zwischen den beiden Extremen befinden.

Klima der Angst

Die Autorin thematisierte ebenfalls, wie Macht sowohl unter Morsi als auch unter Sisi missbraucht wurde und wird - und schafft so den Übergang zu aktuellen Lage in Ägypten. Sisi festigt seine Machtposition immer mehr und schafft ein Klima der Angst: Viele revolutionäre Gruppen, die noch im Jahr 2011 gegen Mubarak demonstrierten, wurden für illegal erklärt, die Muslimbrüder als "Terroristen" eingestuft und zum Teil zum Tode verurteilt. Journalisten von Al-Jazeera müssen für ihre Berichterstattung mehrere Jahre in Haft. Viele Entwicklungen sprechen also dafür, dass sich Ägypten noch auf einem langen Weg befindet und der Prozess der Revolution sein Ende noch nicht erreicht hat. (Noura Maan, derStandard.at, 30.6.2014)