Der Kapfenberger SV ist Österreichs Beitrag zur Fußball-WM. Immerhin.

War das denn wirklich nicht zu verhindern? Fifa-Präsident Sepp Blatter wird ob dieser Ungeheuerlichkeit schäumen. Möglichweise wird sogar ein Kopf rollen. Schließlich ist ein als Bier getarntes Getränk das exklusive Rauschmittel des Weltfußballverbandes, der Hersteller aus den USA investiert einen schönen Batzen Geld in diese Partnerschaft.

Und was bekamen die TV-Zuseher nach dem Elferkrimi zwischen Costa Rica und Griechenland weltweit und hochauflösend zu sehen? Einen Fan im Dress des Kapfenberger SV, den Schriftzug der Brauerei Murau auf der Brust prangend. Skandalös! Dieser dramatische Fall von Ambush-Marketing wurde in der Steiermark offenbar mit Akribie geplant. Das Trikot des Erstligisten sieht jenem der Mittelamerikaner zum Verwechseln ähnlich, das Personal in der Arena Pernambuco erlag der optischen Täuschung.

Und was macht die Fifa? Sie wird offenbar nachlässiger, lässt die Zügel schleifen. Bislang wurde keine Verhaftung vermeldet. Das hätte es früher nicht gegeben. 2006 wurden niederländische Fans in Deutschland noch gezwungen, ihre mit Bier-Werbung bedruckten Lederhosen auszuziehen. Vier Jahre später wurden die sogenannten Beer-Babes in Südafrika des Stadions verwiesen, und wie Verbrecherinnen behandelt.

Dass die Murauer nun in Brasilien ungeniert Werbung machen dürfen, erhärtet einen länger gehegten Verdacht: Blatter hat den Laden nicht mehr im Griff. Der Ruf nach einer baldigen Ablöse wird lauter und lauter. Den listigen Steirern sei Dank. (Philip Bauer, DER STANDARD, 1.7.2014)