Meerkatzen im Panini-Format. Die stark unterschiedlichen Gesichter helfen, die Grenzen zwischen den verschiedenen, eng benachbarten Spezies aufrechtzuerhalten.

Foto: Allen et al., Nature Communications

New York / Wien - Warum Meerkatzen auf Deutsch so seltsam heißen, ist nicht restlos geklärt. Eine Theorie besagt, dass die Primaten, die südlich der Sahara vorkommen, Katzen ähneln und über das Meer nach Europa gebracht worden seien. Eine andere besagt, dass sich der Begriff vom Sanskrit-Wort "markata" ableitet, was Affe bedeutet.

Wissenschaftlich geklärt ist hingegen, dass die Gattung der Meerkatzen in einem relativ kleinen Gebiet in West- und Zentralafrika vorkommt und in acht Artengruppen mit insgesamt 26 Arten zerfällt, die sich allesamt an sehr spezifische ökologische Nischen angepasst haben. Das bedeutet zum einen, dass die verschiedenen Arten immer noch miteinander verwandt sind und sich zum anderen auch immer wieder über den Weg laufen, da einige Spezies die gleichen Lebensräume teilen.

Wie aber schafften es die Arten, sich nicht ständig miteinander zu kreuzen und so die Artgrenzen wieder aufzulösen? Dieser Frage ging ein Forscherteam um James Higham von der New York University mit neuartigen Untersuchungsmethoden nach. Die Verhaltensbiologen nahmen an, dass die unterschiedlichen, mitunter kurios anmutenden Gesichter der Meerkatzen dabei eine entscheidende Rolle spielen könnten.

Entsprechend machten die Forscher standardisierte Porträtfotos von Vertretern der verschiedenen Arten und analysierten sie mittels einer Gesichtserkennungssoftware nach möglichen Zusammenhängen zwischen den Visagen und den jeweiligen Arten. Dabei machten sie eine erstaunliche und doch auch erwartete Entdeckung: Bei Arten, bei denen die höchste Gefahr zwischenartlicher Kreuzungen besteht, unterschieden sich die Gesichter am stärksten.

Die erheblichen Unterschiede bei den Farben, Mustern und Strukturen der Visagen vermitteln also, welche Gesichter als attraktiv wahrgenommen werden. Für Studienleiter Allen ist das ein weiterer klarer Hinweis darauf, dass visuelle Reize eine Schlüsselrolle bei einem entscheidenden Prozess der Evolution spielen: nämlich dem, wie sich Arten bilden und eigenständig bleiben. (tasch, DER STANDARD, 1.7.014)