Ernst Eugen Veselsky hatte eine starke emotionale Bindung an Kreisky, doch dieser ließ ihn fallen.

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Wien - Sucht man nach den ohnehin nicht zahlreichen österreichischen Politikern, die in Gewissensfragen ihren Grundsätzen treu geblieben sind, stößt man gleich zweimal auf Ernst Eugen Veselsky. Der am 2. Dezember 1932 in Wien geborene Politiker hat zweimal aus Protest sein Amt zurückgelegt - beide Male nach einer relativ langen Karriere.

Aus altem Adel stammend, hat er sich bereits 1950 den sozialistischen Studenten angeschlossen - und der Jungen Generation in der SPÖ, deren Vorsitzender er war. Nach dem Studium ging er als Wirtschaftswissenschafter in die Vorarlberger AK, wechselte als Leitender Sekretär in die Wiener AK und wurde 1965 Geschäftsführer des Wirtschafts- und Sozialbeirats.

Kreiskys Wirtschaftsfachmann

Diese Sozialpartnerfunktion war in der Zeit der ÖVP-Alleinregierung 1966-1970 besonders wichtig - Veselsky nutzte ihn auch, um für die oppositionelle SPÖ eine Gruppe von 1400 Experten zusammenzutrommeln, die das Kreiskysche Wirtschaftsprogramm entwickelten. Er wurde dafür mit einem Job in der SPÖ-Alleinregierung 1970 belohnt. Siebeneinhalb Jahre diente er Bruno Kreisky als Staatssekretär im Kanzleramt, wo er unter anderem den ERP-Fonds überwachte. Zum Konflikt mit Kreisky kam es im Herbst 1977, als Veselskys Konzept für eine Luxussteuer auf Autos (von dem Kreisky zu diesem Zeitpunkt nichts wusste) an die Medien gespielt wurde.

Mit dem damaligen Finanzminister Hannes Androsch verband ihn tiefe Abneigung. Kreisky kanzelte seinen Staatssekretär wie einen Schulbuben ab und wollte ein Dementi von Veselsky - dieser verweigerte es und trat lieber zurück. Die sozialistische Arbeiter-Zeitung berichtete vom Rücktritt damals in kleiner Aufmachung, erwähnte "die besondere Emotion, die sich aus dem besonderen Naheverhältnis ergab, das er zu Kreisky hatte". Und weiter haben werde: Veselsky wurde Wirtschaftssprecher im SPÖ-Klub.

Und er entdeckte in dieser Zeit ein neues, damals noch weitgehend unbeackertes Politikfeld: den Datenschutz. Veselsky hätte zu diesem Zeitpunkt auch einen Top-Job bei IBM haben können - aber er zog es vor, die Datenverarbeiter zu kontrollieren. 1979 wurde er Vorsitzender des Datenschutzrates; auch von diesem Job trat er 1995 mit Knalleffekt zurück, weil er Datenschutz in Österreich für unterbewertet hielt. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 1.7.2014)