Pfui, was für ein Rückschlag für den Kontinent. Da müht sich die Creme der europäischen Parteienlandschaft von der FPÖ über den Front National bis zum Vlaams Belang nach Kräften ab, endlich eine ordentliche Ultrarechtsfraktion im EU-Parlament zustande zu bringen, um Türken, Neger und sonstige Artfremde das Fürchten zu lehren.

Und was kommt dabei heraus? Ein Schmarren. Nix. Nada. Einmal mehr sind die Protagonisten einer schlagkräftigen Nationalisteninternationale an ihrem eigenen politischen Kretinismus gescheitert. Der Neger feixt, der Türke kichert.

Dabei hatte alles vielversprechend angefangen. Der Krisenkolumnist weiß aus vertrauenswürdiger Quelle von Bemühungen, eine tragfähige österreichisch-französische Rechtsauslegerachse herzustellen. Erst im Mai hatte Hazee Strache die herbcharmante Marine Le Pen zu einem xenophoben Geheimtreffen auf den Ulrichsberg geladen.

Um für entspannte Stimmung zu sorgen, entdeckt Marine zu Beginn des austrofranzösischen Tête-à-Tête auch manch Gutes am alten Adolf ("Mon Dieu, was für eine niedliche Mustasch! Und die präschtigen Autobahnen!" ). Strache revanchiert sich, indem er drei Flaschen Veuve Clicquot bestellt und seinerseits die Meriten von Marechal Pétain hervorstreicht ("So gekonnt hat sich sonst niemand von den Deutschen besetzen lassen!" ).

Dann aber geht es an die Diskussion politischer Fragen. "Riechen eure Algerier eigentlich auch so streng wie unsere Türken?", fragt Strache. Marine behauptet, dass die Algerier strenger röchen, was bei Hazee für erste gelinde Irritationen sorgt. Sprachprobleme treten auf. Hazee gelingt es nicht, Marine den philosophischen Tiefgang des FPÖ-Uraltheulers "Dahaam statt Islam!" begreiflich zu machen.

Marine wiederum stößt sich daran, dass Hazee seine politischen Botschaften just als Rap-Songs zum Besten gibt ("Das ist doch eine veritable Musique de Nègre"!). Und so kommt es leider, wie es kommen musste: Das Treffen endet im Nirwana.

Grad, dass man noch den ultimativen politischen Eklat vermeiden konnte: dass nämlich Hazee Marine brühwarm hineinsagt, dass Franzosen aus österreichischer Sicht ja eigentlich auch nur vermaledeite Ausländer sind. Jammerschade. Weil: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Und die Artfremden? Die lachen sich ins Fäustchen. (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 28./29.6.2014)