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Paul Gauselmann darf ein Kasino im Schwarzenberg errichten.

Foto: apa/epa/Frederico Gambarini

In Deutschland bläst dem fast 80-jährigen Automatenkönig Paul Gauselmann wieder einmal ein kalter Wind entgegen, weil die Zahl der Spielautomaten per Gesetz radikal verringert werden soll. Es sind die Automaten, die er erfunden hat und die seine Firmengruppe bis heute produziert. Weniger Automaten bedeuten aber weniger Zocker und damit weniger Gewinn.

Wien hingegen ist für den in Ostwestfalen beheimateten Vater von vier Söhnen ein Quell der Freude: Am Freitag erhielt die Gauselmann-Gruppe gemeinsam mit dem Projektführer, dem Stadtcasino Baden in der Schweiz, den Zuschlag für die Errichtung eines Spielkasinos im Palais Schwarzenberg.

Der Unternehmensgründer Gauselmann ist Chef von rund 8000 Mitarbeitern. Sein Vermögen wird auf knapp eine Milliarde Euro geschätzt, er zählt damit zu einem der reichsten Deutschen. Wer durch das Land fährt, wird unweigerlich einmal seine lachende Merkur-Sonne sehen, das Firmenlogo der Gauselmann-Gruppe. Mit seinen 200 Spielhallen ist er der Größte am Markt. Mehr als 80 Millionen Euro Gewinn machte er 2012, über 80 Prozent davon mit Automaten, sagte Gauselmann jüngst dem Stern. Im Keller des künftigen Grand Casino Wien im Palais Schwarzenberg sind 280 Automaten geplant.

Während andere seines Alters sich längst zurückgezogen haben oder leisertreten, bleibt er firmenintern bestimmend. Er war ein Kind der Kriegsgeneration und stammte aus einfachen Verhältnissen. Bis die US-amerikanischen Soldaten die Jukebox in die deutschen Kneipen brachten und der gelernte Fernmeldetechniker eine Wählscheibe entwickelte, damit der Gast vom Tisch aus die Lieder wählen konnte. Später baute er seine eigenen Spielautomaten.

Leute wie er sind sowohl Wohltäter, die hohe Beträge für die Allgemeinheit oder dem Sport spenden, als auch unübertreffliche Schlitzohren: In den 1970er-Jahren wurde per Gesetz verordnet, dass nicht mehr als drei Automaten in einer Spielhalle stehen dürfen. Gauselmann zog einfach zwei Wände dazwischen und hatte drei Hallen mit neun Automaten.

Damit alles so läuft, wie er will, hat er vor einigen Jahren seine Führungskräfte und seine Frau angewiesen, an Bundestagsabgeordnete fast aller Parteien Geld zu spenden. Um den Namen des Spenders nicht veröffentlichen zu müssen, lag jede Zuwendung unter 10.000 Euro. Verdeckte Parteispenden wurden ihm vorgeworfen. Eine Anklage gab es nicht. (Claudia Ruff,  DER STANDARD, 28.6.2014)