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Fast eine halbe Million Retweets: Obamas "Four more years".

Foto: EPA/TWITTER

Während in Österreich Politiker, die den Kurznachrichtendienst Twitter nutzen, eine Ausnahme darstellen, verwenden in anderen Staaten Volksvertreter das Service ausgiebig, zeigt die am Mittwoch veröffentlichte neue "Twiplomacy Study" der PR-Firma Burson-Marsteller.

Besonders populär ist Twitter demnach in Diplomatenkreisen: Mehr als die Hälfte der Außenminister haben einen Account. Auch der Österreicher Sebastian Kurz (ÖVP) ist dabei, schreibt aber nur sporadisch. Regelmäßiger befüllt wird der offizielle Twitter-Feed des Außenministeriums.

Mit mehr als 21.000 Followern ist Kurz für Österreich überdurchschnittlich populär. Im internationalen Vergleich beeeindruckt die Zahl allerdings nicht: An der Spitze des Feldes liegt wenig überraschend US-Präsident Barack Obamas Kampagnen-Account (43 Millionen Follower) vor Papst Franziskus, der in neun Sprachen tweetet und damit 14 Millionen Leser erreicht.

Rasch aufgeholt hat Indiens erst Ende Mai gewählter Präsident Narendra Modi mit mehr als fünf Millionen Followern, der seinen indonesischen Amtskollegen Susilo Bambang Yudhoyono bald überholen könnte.

Knapp dahinter liegen der türkische Präsident Abdullah Gül und Premierminister Recep Tayyip Erdogan, der im März den Kurznachrichtendienst kurzfristig verbieten ließ.

Vernetzung

Den beeindruckendsten Zuwachs verzeichnete Irans Präsident Hassan Rohani: Die Anzahl seiner Follower halt sich im vergangenen Jahr verneunzehnfacht. Sogar das US-Außenministerium, das seit der Erstürmung der amerikanischen Botschaft in Teheran im Jahr 1981 keine offiziellen Beziehungen zu  dem Golfstaat unterhält, folgt ihm und Außenminister Javad Zarif sowie 21 anderen Außenministern.

Am besten vernetzt ist Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, der Kontakte zu 91 Spitzenpolitkern pflegt. Knapp dahinter liegen der Auswärtige Dienst der EU und Schwedens Außenminister Carl Bildt mit 71 beziehungsweise 68 Kontakten. Zum Vergleich: @BarackObama folgt nur Norwegens Premierministerin Erna Solberg und ihrem russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew.

Die Inhalte, die Staats- und Regierungschefs sowie Minister verbreiten, sind unterschiedlichst: So wetteten Kanadas Premier Stephen Harper und US-Präsident Obama anlässlich der Begegnung der beiden Eishockey-Nationalmannschaften bei den Olympischen Spielen in Sotschi um zwei Kisten Bier:

Der Bierkisten-Tweet wurde von mehr als 24.000 Lesern weiterverbreitet. Aus der Anzahl der Retweets lassen sich Rückschlüsse auf die Relevanz der verbreiteten Inhalte ziehen: Wenn Obama eine Nachricht verbreiten lässt, wird diese von durchschnittlich 1.442 Twitter-Usern weiterverbreitet, ein Tweet von Papst Franziskus schafft mehr als 10.000 Retweets.

Die meisten Politiker schreiben ihre Tweets nicht selbst, sondern überlassen das ihren Pressestellen. Angesichts der Englischkenntnisse mancher Politiker mag das durchaus sinnvoll sein, wie der erste Tweet des belgischen Außenministers Didier Reynders zeigt:

Burson-Marsteller analysierte für den "Twiplomacy Report" die Twitter-Nutzung führender Politiker auf der ganzen Welt. Die Kommunikation wurde mit den Onlinediensten "Twitonomy" und "Doesfollow" analysiert. (bed, derStandard.at, 28.6.2014)