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Kämpfer, die loyal zu Iraks Regierung stehen, müssen sich auf noch breiter aufgestellte Gegner vorbereiten.

Foto: AP / Hussein Malla

Bagdad/Damaskus/Wien - Dass es auch noch einen Krieg in Syrien gibt, scheint angesichts der Entwicklungen im Irak in Vergessenheit zu geraten. Die militärischen Erfolge der Isis (Islamischer Staat im Irak und Syrien), die ihre Ursprünge als Al-Kaida im Irak hatte und durch den syrischen Bürgerkrieg ihre Wiederauferstehung feierte, strahlen nun jedoch wieder nach Syrien zurück: Laut Meldungen des "Syrian Observatory for Human Rights" sind auf der syrischen Seite der syrisch-irakischen Grenze bei Al-Qaim Teile der jihadistischen Nusra-Front zur Isis übergelaufen.

Die Nusra-Front ist offiziell die Al-Kaida-Filiale in Syrien. Die Isis, ursprünglich ebenfalls mit Al-Kaida affiliiert, hat hingegen dem Kaida-Chef Ayman al-Zawahiri den Gehorsam aufgesagt und sich selbstständig gemacht. Isis und Nusra-Front haben sich zuletzt bekämpft.

Bedeutungsverlust

Wenn die Meldungen stimmen - und es gibt Belege dafür - und wenn es sich um substanzielle Teile der Nusra-Front handelt, die der Isis Gefolgschaft schwören, dann bedeutet das auch einen weiteren Bedeutungsverlust für Al-Kaida. Isis-Chef Abu Bakr al-Baghdadi wird oft als der wahre Erbe Osama Bin Ladens bezeichnet.

Die islamistische Rebellenszene in Syrien ist immer wieder Veränderungen unterworfen: Es ist ganz typisch, dass die militärisch erfolgreichsten Gruppen, die Territorien halten und deshalb die reichsten sind, Zulauf aus anderen Rebellenverbänden haben. Die Nusra-Front hatte zuletzt jedoch auch Probleme mit lokalen islamistischen Gruppe. Nach dem Merger könnten Isis und Nusra gemeinsam andere syrische Rebellen bekämpfen. Und die Versöhnung bedeutet auch, dass sich das entstehende "Sunnistan" über die irakisch-syrische Grenze hinweg konsolidiert - falls das Bündnis zwischen den beiden bisher rivalisierenden Gruppen hält.

Denn auch zwischen Isis und deren baathistischen Verbündeten im Irak, der JRTN (Armee der Männer des Naqshbandiya-Ordens), werden erste Bruchlinien sichtbar. Bei Kirkuk soll es zu einer Schießerei zwischen den beiden Gruppen gekommen sein. Es soll jedoch nicht um ideologische Fragen, sondern um Kriegsbeute gegangen sein.

Neue US-Militärberater

Aus Bagdad wird die Ankunft einer neuen Gruppe von US-Militärberatern gemeldet - die dort auf das Personal des Office of Security Cooperation Iraq (OSC-I) in der US-Botschaft in Bagdad treffen. Der oft vermittelte Eindruck, dass sich im Irak seit dem Abzug der US-Truppen keine US-Militärs oder nur solche zum Schutz der Botschaft befinden, ist falsch. Unter einem strategischen Kooperationsabkommen beraten und trainieren US-Militärs ihre irakischen Partner. Allerdings wurde das Personal zuletzt ständig gekürzt - es dürfte sich momentan um etwa 100 Personen handeln. Ein Supervisionsbericht von 2013 beklagt, dass selbst die laufenden Aufgaben kaum mehr erfüllt werden können.

Allerdings gibt es dazu noch hunderte Angehörige von Sicherheitsfirmen. Ein Teil der US-Militäraufgaben im Irak besteht darin, die Iraker an von den USA gekauften Waffen und Gerät auszubilden. Von den 140 M1A1-Abrams-Panzern, die der Irak bekommen hat, dürften derzeit bereits 28 beschädigt, davon fünf zerstört sein. Auch sechs Hubschrauber hat der Irak laut Jane's bereits verloren. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 26.6.2014)