Viele sind es ja nicht, die sich tatsächlich in der Wiener Innenstadt versammelt haben, um gegen den Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Österreich zu protestieren: Nur rund 100 Demonstranten haben sich Dienstagmittag auf dem Heldenplatz eingefunden.

derstandard.at/von usslar

Sie ziehen später vor das Parlament. Bald soll hier Putin auf seinem Weg zu Bundespräsident Heinz Fischer vorbeikommen. Man will ihm ein Pfeifkonzert bereiten; und man hat Transparente angefertigt, auf denen die Rede davon ist, dass "russisches Gas eine Waffe“ sei und dass "Putin die Hände von der Ukraine lassen“ solle.

Oksana Ujfoluschi lebt seit 13 Jahren in Österreich. Sie sagt von sich, sie sei früher keine politische Person gewesen – zumindest nicht bis zum vergangenen Jänner, bis zu den Ereignissen auf dem Maidan in Kiew. Heute kritisiert sie die russischen Medien: Diese würden behaupten, es gebe US-amerikanisches Militär in der Ostukraine. "Das ist einfach falsch!“, ruft die 41-jährige Bürokauffrau aus, schränkt aber ein: "Die ukrainischen Politiker lügen auch – aber nicht so viel wie die russischen.“

Kleine Pro-Putin-Gruppe

Doch es gibt auch Befürworter des russischen Präsidenten, etwa auf dem Josef-Meinrad-Platz neben dem Burgtheater, wo sich rund 30 Pro-Putin-Demonstranten versammelt haben. Es wehen russische Flaggen, manchmal wird auch gesungen. Auf Schildern sind Sprüche zu lesen wie "Ukraine: Say no to Fascim!“ Das Ehepaar Olga und Andreas Gesslbauer ist eigens für diesen Tag aus der Steiermark angereist. Kritik wird geäußert: Die westlichen Medien würden viel Propaganda verbreiten.

200 Teilnehmer der "Regenbogendemo" protestierten in Wien gegen Putins Politik, die sie als homophob bezeichneten.
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Mit fast einer Stunde Verspätung trifft um 15.20 Uhr der Konvoi mit dem russischen Staatsgast ein. Die Gruppe der Putin-Gegner ist inzwischen etwas kleiner geworden, doch sie skandieren lautstark: "Keine Geschäfte mit Gasprom!“ Oder: „Putin kaputt, kein Gas für Blut!“ und „Putin ist ein Mörder!“ Ein Versuch der Demonstranten, näher an die Hofburg heranzumarschieren, wird von der Polizei kurzerhand abgeblockt. Doch die Lage ist weit entfernt von einer Eskalation. „Schande!“, rufen die Demonstranten.

Regenbogenmarsch

Die Protestaktion beim Heldenplatz sollte am Dienstag nicht die einzige bleiben. Neben Aktionen des Vereins "Demokratische Ukraine gegen Putins Politik und Wirtschaftskooperationen“ fand auch ein "Regenbogenmarsch“ der Aids-Hilfe Wien gegen Homophobie mit rund 200 Teilnehmern statt, desgleichen eine Kundgebung von Greenpeace. Die Organisation protestierte gegen den russischen Milliardenkredit für das ungarische AKW Paks. (Michaela Kampl, Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 25.6.2014)