Das Autofahren gehört zu den emotionalsten Themen überhaupt. Wer den Autofahrern Beschränkungen abverlangt, kann sich so einiges anhören. Da hilft es wenig, mit dem Allgemeinwohl zu argumentieren. Die mit dem Gaspedal denken, stellen zwar nicht die Mehrheit, aber sie sind laut, ökonomisch potent und einflussreich. Das ist in Tirol beim jetzt angekündigten Tempo 100 für die meisten Autobahnen nicht anders als sonst wo in Österreich.

Dazu kommt, dass diejenigen, die sich gegen Tempolimits stemmen, auch noch ganz gute Argumente haben, wie das jüngste Beispiel aus Salzburg zeigt. Dort hat Tempo 80 auf der Autobahn im Stadtgebiet statt der erhofften 13 Prozent nur eine Reduktion der Stickstoffimmissionen von knapp sieben Prozent gebracht. Das ist aus Anrainersicht zwar besser als nichts, der Effekt wird aber durch die Zunahme des Verkehrs bald verpufft sein - und die Menschen atmen wieder gleich viel Dreck ein wie vor dem Achtziger.

Mit Tempolimits allein ist es jedenfalls nicht getan. Sie sind nur die Symptombekämpfung, kurzfristig sinnvoll, aber nicht mehr. Die Ursachen der "Krankheit Autoverkehr" liegen tiefer. Der Transitverkehr ist ein Teil davon.

Vieles ist aber auch hausgemacht. Es sind die Sünden vergangener Jahrzehnte: Einkaufszentren auf der grünen Wiese, Zersiedelung, mangelnde Infrastruktur für die öffentlichen Verkehrsmittel. Das Fieberzapferl Tempolimit kann kurzfristig Linderung bringen, Heilung bringt es nicht. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 25.6.2014)