Wen die Fifa in der Reißen hat, der bringt so leicht keinen Fuß mehr auf den Boden - frage nicht! Franz Beckenbauer ist jetzt endgültig aus Brasilien verbannt worden. Nach seiner Sperre wegen angeblich unzureichender Zusammenarbeit mit der wegen der WM-Vergabe an Katar ermittelnden Ethikkommission - der Kaiser darf auch privat 90 Tage lang keine Fußballspiele besuchen - wurde Beckenbauer auch des Vergnügens beraubt, für die Fifa zu werben.

Die in Brasilien allgegenwärtigen Spots, in denen er zusammen mit anderen Heroen der Vergangenheit und Gegenwart die mannigfaltigen Aufgaben des Weltverbands erklärt, sind gestoppt. Das ist insofern schade, als hier von Berufenen "10 things you didn't know about Fifa" aufgezählt werden. "Fifa is not just about the World Cup every four years", sagt etwa Beckenbauer und führt damit seine Rechtfertigung völlig ad absurdum, er hätte zu Katar nichts sagen können, weil er die auf Englisch formulierten Fragen nicht verstanden habe. Dabei weiß doch jedes Kind, dass man fremde Zungen schneller versteht, als man in fremden Zungen sprechen kann.

So viel kaiserliche Dreistigkeit hätte eigentlich weit härtere Sanktionen als die Verbannung aus wohltemperierten brasilianischen Stadien wie jenem in Manaus nach sich ziehen müssen.

Jetzt soll hier nicht unverhältnismäßigen Strafen wie Fußsohlen-mit-Honig-beschmieren-und-von-Ziegen-ablecken-lassen das Wort gesprochen werden, aber eine altrömische Damnatio memoriae hätte der Blatter Sepp schon verhängen können. Raus mit Beckenbauer aus alten Sammelbilderalben! Schau mer mal, wie schnell er auf Englisch sänge. (Sigi Lützow - DER STANDARD, 24.6.2014)