Bildungspolitisch gibt es zwei „heiße“ Phasen im Jahr. In jedem Jahr. Es sind die Wochen vor und nach den Sommerferien. In aller Regel gibt es dann zwei Diskussionen: die Dauer der Ferien vor den Ferien, und die Uhrzeit des Schulbeginns nach den Ferien. In diesem Jahr fordert die neueste SPÖ-Bildungssprecherin Elisabeth Grossmann "familienautonome Tage".

Jede Schülerin und jeder Schüler soll zwei bis drei Tage autonom zur Verfügung haben, die Familien sollen so individuell über den Ferienplan bestimmen können. Dadurch will Grossmann die Fehlzeiten in Österreichs Schulen verringern und die Jugendlichen auf das Arbeitsleben vorbereiten. Schließlich müsse man später auch den Urlaub mit dem Arbeitgeber vereinbaren.

Doch der administrative Aufwand wäre enorm erhöht. Wie stimmen Lehrerinnen und Lehrer dann alle Urlaubspläne ab? Müssen diese genehmigt  werden? Wie lange vorher müssen die Familien ihre autonomen Wünsche bekanntgeben? Brauchen Schulen künftig digitale Urlaubsplanungsassistenten und Fehlstundenkoordinatoren? Gilt der Urlaubsantrag noch nach Mitternacht? Darf der Resturlaub ins nächste Schuljahr mitgenommen oder für einzelne Stunden aufgeteilt werden?

All diese Fragen sind natürlich Makulatur, weil es spätestens im September nicht mehr um die Ferien gehen wird. Dann steht die Frage im Mittelpunkt, ob acht Uhr wirklich die angemessene Beginnzeit ist oder ob fürs Lernen nicht neun Uhr die richtige Zeit wäre. Bis dahin werden neun Wochen Ferien vergangen sein. Wie jedes Jahr. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 23.6.2014)