Man kann ja eigentlich nicht oft genug nach Triest kommen. Nein, das ist kein bemühter Beitrag dieser kleinen, dreckigen Fresskolumne, jedenfalls keiner zum 100. Jahrestag des Kriegsbeginns. Nur ein weiterer, kilometerweiter Schritt in der schon recht fortgeschrittenen Flexibilisierung meiner Nahrungsaufnahme. Kurz gesagt: Die Wunderbare wollte nach Triest. Weil wir eh schon im wirklich feinen Kobarid waren. Kobarid ist eine andere, nicht rundum schöne Essgeschichte mit Happy End. Aber dazu kommen wir hier noch.

Bisschen bobo

Das ist auch keine Hommage an den großen Triest-Fan Rainer Hazivar. Der immerhin lieferte den sachdienlichen Hinweis für die Unterkunft, den ich hier gerne weitergebe, auch wenn der Herr Hazivar davon vermutlich nicht so begeistert ist: Urban (Design) Hotel. Gut gelegen, nicht unverschämt teuer, schmuck gestaltet, wenn man das so mag, und das Frühstück angenehm unitalienisch. Kann ich durchaus empfehlen.

Fehlt nur das Essen. Gut, dass ich nicht nur auf Herrn Hazivar als Triest-Sonderkorrespondenten zurückgreifen kann, damit ich nicht wieder zu Ami Scabar schauen muss, ins Buffet da Pepi oder eines der anderen schon bekannten, mir und Ihnen sowieso. Zum immer formidablen Ruj war es mir einfach zu weit hinauf in den Karst, gleiches gilt etwa für den Agriturismo Milic, dessen gewaltigen Grill ich wunderbar in Erinnerung habe.

Geschlossene Wirtschaft

Der Hannes ist auch recht häufig da, und er isst auch gern und gut. Wohin also? Er schickt mich ins Buffet da Siora Rosa (3, Piazza Hortis Attilio, Triest, 0039/040/301460) oder gleich gegenüber ins Ai Fiori. Blöd halt nur, dass beide Montagabend zu haben. Fragen Sie nicht, wie wir unseren müden Hunger stillten, es machte jedenfalls satt, und kurz zweifelte ich, ob Flexibilitiät wirklich zu gutem Essen passt.

Aber am Dienstag dann: Siora Hortis arbeitet auf Hochtouren, mein (vermeintliches) Italienisch wird mit vielfach besserem Deutsch beantwortet. Mir soll's recht sein.

Ich nehm jedenfalls justament die Minestra di farro e verdure (für nicht unbedingt nachgeworfene 6 Euro), schmeckt ja auch gleich viel besser als Dinkelsuppe mit Gemüse. Und sieht, im hartem Belichtungskampf zwischen gleißend Sonnenlicht und Sonnenschirmschatten, etwa so aus:

Foto: Harald Fidler

Die Mozzarella mit Melanzani der Wunderbaren bestanden den Krampf von Licht und Schatten weit weniger, weshalb ich mich hier darauf beschränke zu referieren, dass das Gericht eher fad war. So klang es aber auch schon vorher, fand ich.

Con Crauti

Ganz im Gegensatz zu meinem Piatto misto di Caldaia con, jetzt kommt mein absolutes Lieblingslehnwort, Crauti nämlich, mit Senf und Kren. Soll heißen: eine Art Bauernschmaus vom Schwein mit, danke, ordentlich Kren - in der Gegend von 14 Euro, wenn ich mich da recht erinnere.

Foto: Harald Fidler

Das durchaus recht durchzogene Gesottene ist nicht gerade ein erfrischendes Gericht für die Hundstage. Aber man braucht ja auch eine ordentliche Unterlage für die Rückreise. Die ist hier zweifellos gegeben. Das nächste Mal probier ich das Gulasch. Wenn es mich nicht wieder montags nach Triest verschlägt.

Haben Sie womöglich sachdienliche Hinweise für Montagabend in Triest, in Spazierweite vom Zentrum? Grazie tanto, oder wie man da halt sagt. (Harald Fidler, derStandard.at, 22.7.2014)