Kinder werden erstaunlich früh damit konfrontiert, das Wesen oder die Auswirkung von Politik zu verstehen. Zu Hause war es die Frage, warum die Gasse nicht autofrei ist. Warum Menschen, die nach Europa wollen, daran gehindert werden. Oder es wurde hinterfragt, weshalb die Schule immer schon um acht Uhr beginnt. Das Wieso und Warum beschäftigt. Und manchmal kam der Satz: "Dieses Gesetz ist blöd!"

Gut, dieser Ansatz ist auch Erwachsenen nicht fremd. Die Kanadierin Valerie Wyatt hat eine Idee entwickelt, wie dem abgeholfen werden kann. Das Motto: Passt der Staat nicht, gründe einen eigenen. Ihr Buch für Kinder ab acht ist eine "Anleitung zum Aufbau einer eigenen Demokratie". In "Die Bademattenrepublik" wird das in drei Schritten erklärt. Reale Beispiele veranschaulichen zusätzlich, was alles in diesem Bereich auf der Welt möglich ist.

Zuerst einmal muss ein Stück Land gefunden werden. Es gibt eine Chance, nur "99,999999 Prozent unseres Planeten gehören schon irgendeinem Staat". Oder "mach's virtuell". Was es noch braucht? Einen Ländernamen, Reisepässe, eine Verfassung, eine Währung, natürlich Bürger und einiges mehr. Wyatt geht das Staatengründungsprogramm genau durch und bringt den Kindern dabei mit Witz näher, was Politik bedeutet und was Demokratie heißt. Dies ist sicher keine Anleitung für kleine Despoten. (Peter Mayr, DER STANDARD, 23.06.2014)