Wo hier die "Magic Island" eingekreist ist, war auf zuvor und danach gemachten Aufnahmen derselben Titanregion nichts zu sehen - siehe das Vergleichsfoto darunter:

Foto: NASA/JPL-Caltech/ASI/Cornell
Foto: NASA/JPL-Caltech/ASI/Cornell

Ithaca/London - Der Saturnmond Titan ist derjenige Himmelskörper im Sonnensystem, dessen Flüssigkeitskreislauf dem der Erde am nächsten kommt - auch wenn es sich um flüssiges Methan und Ethan statt um Wasser handelt, das hier transportiert wird. Neuausgewertete Aufnahmen der Raumsonde "Cassini" zeigen nun, wie groß die Dynamik auf dem Titan offenbar ist.

Oberflächlich betrachtet sieht der Titan seltsam vertraut aus: Es gibt dort Seen und Meere, Berge, Dünen und Küstenlinien, Wolken, Regen und Wind. Und anscheinend auch Jahreszeiten - darauf deuten nun ausgewertete Radarbilder hin, die "Cassini" vom Ligeia Mare, einem 500 Kilometer durchmessenden Methansee auf der Nordhalbkugel des Titan, im Juli 2013 machte.

Ein Phänomen ...

Die US-europäische Raumsonde hatte auf der Südhalbkugel und am Äquator des Mondes schon früher Oberflächenveränderungen wie wandernde Küstenlinien beobachtet. Im Norden des Titan, wo bis 2009 Winter herrschte, fehlten solche Nachweise bisher. Nun jedoch, da auf der nördlichen Hemisphäre der Sommer begonnen hat, wird die Region offenbar aktiver. Bis 2017, wenn dort Hochsommer herrscht, dürfte sich das noch verstärken.

Forscher um Jason Hofgartner von der Cornell-Universität in Ithaca im US-Bundesstaat New York berichten von einem Phänomen, das sie spontan "Magic Island" getauft haben (siehe das Foto links): Eine helle Oberflächenstruktur, die auf hintereinander gemachten Aufnahmen abwechselnd zu sehen und dann wieder verschwunden war.

... und seine möglichen Erklärungen

Im Fachmagazin "Nature Geoscience" werten die Forscher die Entdeckung etwas prosaischer ausgedrückt als "vorübergehendes Merkmal". Es könnte auf Wellen zurückzuführen sein, da mit wärmeren Temperaturen auch die Windgeschwindigkeiten zunehmen dürften, schreiben die Forscher. Andere Erklärungen seien aufsteigende Gasblasen oder schwimmende Objekte aus Verbindungen wie Polyethin, die im Winter im Nordmeer eingefroren waren und mit den wärmeren Temperaturen nun auftauchten.

Insgesamt legt die "Magic Island" nahe, dass die Meere auf Titan durch die Jahreszeiten ähnlichen Änderungen unterworfen seien wie Seen auf der Erde, resümieren die Forscher. (red/APA, derStandard.at, 22. 6. 2014)