Armes England. Immerhin ist nun ausgeschlossen, im Elfmeterschießen zu scheitern. Hohn und Spott werden über die Three Lions gekübelt, manche Scherze drängen sich förmlich auf. Jahrelang haben sie darauf gewartet, so wie Spanien zu spielen, endlich haben sie es geschafft. Ein englische Siegerin, und was für eine, gibt es dennoch: Queen Elizabeth II. Der immer noch rüstigen Hutträgerin, der die Fuchsjagd in ihren gepflegten Wäldern und die Pferderennen im wunderbaren Ascot näher als die schnöde Fußball-WM in Brasilien sein dürften (Brasilien gehört nicht zur ihrem Einflussgebiet), ist einiges, nahezu alles, erspart geblieben. Das hat sie Italien und Mario Balotelli zu verdanken.

Vielleicht revanchiert sie sich mit einem unangekündigten Staatsbesuch. Der mit Humor offenbar gesegnete Balotelli hatte vor dem Spiel gegen Costa Rica getwittert. "Wenn wir Costa Rica schlagen, möchte ich einen Kuss, natürlich auf die Wange, von der Queen haben." Andere Körperteile wären auch unvorstellbar gewesen. Zum Beispiel die Brust, auf der hat der Stürmer bekanntlich tätowiert: "Ich bin die Strafe Gottes. Wenn du nicht so große Sünden begangen hättest, hätte Gott dir nicht so eine Bestrafung wie mich geschickt." Die Queen hätte verdutzt geschaut, blöd darf man bei einer Königin weder sagen noch schreiben.

Da Italien gegen Costa Rica 0:1 verloren hat, ist die Sache gut ausgegangen. Für Elizabeth II, nicht für Balotelli. Denn im Falle einer Niederlage gegen Uruguay ist Italien auch England und Spanien. Ein Kuss von Joseph S. Blatter auf Balotellis Wange wäre die perfekte Strafe Gottes. (Christian Hackl, DER STANDARD, 21.6.2014)