Die Erarbeitung eines Friedensplans für die Ukraine ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist freilich nur der erste. Die praktische Umsetzung wird deutlich schwieriger als das theoretische Rahmenmodell. Bisher ist auf beiden Seiten wenig Willen zur Erlangung eines Kompromisses - Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden - zu erkennen.

Der Forderung nach Kapitulation und Waffenabgabe werden allein aufgrund eines Amnestieversprechens und einer bisher nur äußerst vage skizzierten Verfassungsreform nur die wenigsten Bürgermilizen im Osten nachkommen.

Misstrauen ist groß

Nach dem Einsatz schwerer Waffen gegen Städte und Dörfer durch die ukrainische Armee, dem auch viele Zivilisten zum Opfer gefallen sind, sind Misstrauen und Hass nicht nur bei den Hardliner-Separatisten, sondern auch bei der einfachen Bevölkerung groß. Das Vertrauen zurückzugewinnen wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern.

Am Anfang müssen aber in jedem Fall Verhandlungen mit Vertretern des Ostens stehen, damit bei der mehrheitlich russischsprachigen Bevölkerung nicht das Gefühl eines Diktatfriedens entsteht. Dies würde ansonsten Zündstoff für die Zukunft bergen. Einige von ihnen hat Präsident Petro Poroschenko empfangen. Der Kreis muss erweitert werden - und wichtiger noch: Ihre Forderungen müssen im Friedensplan fixiert werden, damit er eine Chance auf eine reale Umsetzung hat.

(André Ballin, DER STANDARD, 21.6.2014)