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Jérôme Boateng will seinen Bruder Kevin-Prince Boateng stoppen, "wenn er auf mich zukommt".

Foto: APA/EPA/Gebert

Recife - Am Samstag trifft der "furor teutonicus" aus Deutschland in Fortaleza auf die Schwarzen Sterne von Ghana, die ballesterischen Ghanaer also, die durch den Mund des schreckenerregenden Kevin-Prince Boateng haben ankündigen lassen, es werde "ein Kampf bis aufs Blut sein".

Jogi Löw, der deutsche Trainer, erwiderte: "Er hat schon viele Dinge gesagt, aber das glaube ich ihm jetzt mal." Dieses "glaube ich jetzt mal" aus dem Kirschmund eines g'standenen Schwarzwälders klingt wohl auch in den Ohren des Jérôme Boateng sehr gut. Der macht ja Deutschland einen so sehenswerten Defensivmann, dass der martialische Halbbruder Kevin-Prince, der den Ghanaern den Half-Forward macht, nur bei Portugals Ronaldo nachfragen müsste, wie das so gewesen ist.

"Du meine Herren!", hat ja oder hätte Cristiano Ronaldo nach dem 0:4 gemeint. Was also blieb dem Bruder übrig, als sich verbal in Positur zu werfen?

Familienidyll

Es ist - bei allem Respekt vor allen anderen - schon die schönste Geschichte dieses zweiten Spieltags der Gruppe G: Bruderzwist in Boateng. Beide sind in Berlin und dessen Hertha aufgewachsen. Beide kicken professionell in Deutschland. Der Schalker Kevin-Prince hat sich 2009 fürs Team seines Vater-, der nunmehrige Bayer Jérôme für das seines Mutterlandes entschieden, welches bekanntlich - ums vom ballesterischen Rumpelvorgänger Deutschland zu unterscheiden - Schland genannt wird.

Einen echten Auftrag hatten die Westafrikaner bislang nicht gegen Schland. "Jetzt aber ist die Zeit gekommen, einmal gegen meinen Bruder zu siegen", sagt denn auch Kevin-Prince, der bei der 1:2-Auftaktniederlage gegen die USA eingewechselt wurde. "Schaun mer mal", so Jérôme sinngemäß, "wenn er auf mich zukommt, werde ich ihn jedenfalls stoppen."

Dem Schwarzwälder mit dieser unnachahmlichen Gelassen-, ja Unerschütterlichkeit ist die mediale Fokussierung aufs Boateng'sche sehr recht. Unter dessen Bedeckung kann er am kleinen Traum im großen feilen: dem Achtelfinalaufstieg.

Ganz besonders gut geht es diesbezüglich aber Papa Boateng. "Für mich ist es das leichteste Spiel überhaupt", sagte er zur Münchner tz: "Egal, was passiert, ich kann ja nur gewinnen." So wie du und ich, der x-beliebige Fan von da oder von dort. (sid, wei; DER STANDARD, 21.6.2014)

Gruppe G (2. Runde):

Deutschland - Ghana (Samstag, 21.00 Uhr MESZ, Fortaleza, Estadio Castelao, SR Sandro Ricci/BRA)

Deutschland: 1 Neuer - 20 Jerome Boateng, 5 Hummels/21 Mustafi, 17 Mertesacker, 4 Höwedes - 6 Khedira, 16 Lahm, 18 Kroos - 8 Özil, 13 Müller, 19 Götze

Ersatz: 12 Zieler, 22 Weidenfeller - 2 Großkreutz, 3 Ginter, 15 Durm, 21 Mustafi, 7 Schweinsteiger, 10 Podolski, 14 Draxler, 23 Kramer, 9 Schürrle, 11 Klose

Fraglich: Hummels (Oberschenkelverletzung)

Teamchef: Joachim Löw

Ghana: 12 Kwarasey - 4 Opare, 21 Boye, 19 Mensah, 20 Asamoah - 5 Essien, 11 Muntari - 7 Atsu, 9 Kevin-Prince Boateng, 10 A. Ayew - 3 Gyan

Ersatz: 1 Adams, 16 Dauda - 2 Inkoom, 15 Sumaila, 23 Afful, 6 Acquah, 8 Badu, 14 Adomah, 17 Rabiu, 22 Wakaso, 13 J. Ayew, 18 Waris

Teamchef: James Kwesi Appiah