Die tägliche Informationsveranstaltung der Fifa im Maracana, bei der es darum geht, ob die Fifa nur super, sehr super oder doch außerirdisch super ist, hatte endlich einen Höhepunkt. Verantwortlich dafür waren jene 100 chilenischen, kartenlosen Fans, die das Pressezentrum gestürmt haben. Dank gebührt ihnen freilich keiner, das ginge zu weit. Aber sie haben den nordkoreanischen Stil zumindest unterbrochen. Ralf Mutschke aus Deutschland, der Sicherheitschef des Weltverbandes, saß am Tag danach jedenfalls betropetzt vor der Journaille und sagte: „Es ist nicht so sexy, über so etwas sprechen zu müssen.“ Als hätte man von einem, der Mutschke heißt, Sex erwartet.

Auch sein Präsident Joseph S. Blatter steht eher für Frieden, Korruptionsbekämpfung, interplanetare Visionen und Torlinientechnik. Mutschke: „Es ist beschämend, wir müssen die Journalisten schützen und das an sich perfekte Sicherheitskonzept mit den örtlichen, verantwortlichen Behörden auf den Prüfstand stellen.“ Wer die Journalisten vor der Fifa schützt, wurde nicht gefragt. Schuld sind also die Brasilianer. In Fortaleza sind 200 Ordner nicht  zum Spiel zwischen Brasilien und Mexiko erschienen, vermutlich saßen sie daheim vor dem Flachbildschirm.

In einem offiziellen Fifa-Hotel in Rio wurden zwei Schwarzmarkthändler verhaftet. Sie haben versucht, rund 50 Tickets zu verscherbeln. Einige stammten aus den Kontingenten der Sponsoren und Mitgliedsverbände. „Da saßen deutlich sichtbar Fifa-Leute und die haben Karten verkauft“, sagte der fassungslose Marketingchef Thierry Weil. „Das ist dreist.“ Andererseits war es den Versuch wert. Nicht unsexy. (Christian Hackl, DER STANDARD, 21./22.06.2014)