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Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Freitag mit dem türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan zusammengetroffen.

Foto: APA/DRAGAN TATIC

Wien - Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Freitagvormittag mit dem türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan zu einem nach eigenen Angaben "sehr klaren" und zugleich "sehr emotionalen Gespräch" zusammengetroffen. Kurz betonte danach vor Journalisten in Wien, es sei ihm ein Anliegen gewesen, Erdogan zu sagen, "was wir von solch einer Veranstaltung hier in Österreich halten".

Mit der Veranstaltung war die Rede des türkischen Premiers vor rund 13.500 Anhängern am Donnerstagnachmittag in der Albert-Schultz-Eishalle in Wien-Donaustadt gemeint. Bereits am Vortag hatte Kurz diese als "Wahlkampfrede" kritisiert, die "für Unruhe in unserem Land gesorgt hat". Von "einigen Provokationen" sprach der Außenminister am Freitag, die Erdogan so jedoch nicht gesehen habe. Man habe festgestellt, dass man in einigen Punkten "ganz eindeutig nicht einer Meinung" sei.

Identitätsthema schwieriger gemacht

"Er hat das Identitätsthema, das ohnehin ein sehr schwieriges ist, uns noch einmal schwieriger gemacht", sagte Kurz. Viele junge Türken in Österreich und Österreicher mit türkischen Wurzeln täten sich oft schwer mit der Identitätsfrage. "Und diese Art der Einmischung aus der Türkei ist schädlich für die Integration in Österreich", so der Außenminister.

Zudem habe der türkische Premier den Wahlkampf nach Österreich getragen. "Das brauchen wir nicht, das wollen wir nicht und das lehnen wir auch ganz klar ab", sagte Kurz. Neben dem Inhalt, seien auch die Bilder entscheidend. Ein großer Polizeieinsatz sei notwendig gewesen. "Es hat Demonstrationen und Gegendemonstrationen gegeben - das ist nichts, was in Österreich für den Integrationsprozess hilfreich ist", stellte der Außenminister fest.

Integrationspolitik erläutert

Der türkische Premier befand sich laut Kurz während des Treffens "in einer eher rechtfertigenden Rolle". Man habe Erdogan auf viele Inhalte seiner Rede angesprochen. Zudem habe man versucht, ihm den "Fortschritt" der Integrationspolitik in Österreich zu erläutern und "wie schwierig" dieser Prozess sei. So werde über Integration heute "sachlicher diskutiert", und es sei gelungen, "Emotionen aus dem Thema" herauszunehmen. "Daher war dieser Auftritt alles andere als hilfreich", so Kurz. (APA, 20.6.2014)